Quelle: Main Post – Gerolzhofen – 09.12.2013
Vortrag von Christina Haverkamp: eine gemeinsame Veranstaltung von Grundschule und Mittelschule
Eine gemeinsame Veranstaltung der besonderen Art erlebten die Viertklässer der Grundschule sowie die fünften und sechsten Klassen der Mittelschule: Christina Haverkamp erzählte den Kindern von ihren Erlebnissen und Erfahrungen bei den Yanomami-Indianern in Brasilien und Venezuela. Seit 20 Jahren engagiert sie sich für das Naturvolk, lebt vier bis fünf Monate im Jahr dort und hält seit 2005 weltweit Vorträge.
„Yanomami heißt einfach Mensch in der Sprache des Yanomami-Volkes“, erklärte die ehemalige Lehrerin für Mathematik und Sport. Jeder Mensch habe Menschenrechte. Das Recht auf Nahrung, das Recht auf Bildung und das Recht auf körperliche Unversehrtheit sind nur ein paar Beispiele, die Haverkamp den Kindern einfühlsam erklärt. Dass diese Menschenrechte jedoch nicht immer eingehalten werden, lernten die Schüler beim spannenden Dia-Vortrag der Menschenrechts-Aktivistin.
„1990 bin ich gemeinsam mit Rüdiger Nehberg das erste Mal in die Dörfer gegangen, um zu sehen, wie sehr die Goldgräber sie bedrohten“, erzählte die 55-Jährige. „Rund 50 000 hatten im Regenwald 120 illegale Pisten für Flugzeuge geschaffen, um dort nach Gold zu suchen.“ Den Goldsuchern auf die Spur zu kommen, sei in einem Land, das mehr als 20-mal so groß ist wie Deutschland, äußerst schwierig.
Anhand von drastischen und zum Teil schonungslosen Bildern erklärte sie den Schülern, wie dieses Indianervolk weitgehend ursprünglich im Regenwald lebt. Doch auch die Gefahren, denen sie durch die Zivilisation ausgesetzt sind, zeigte sie. Illegaler Goldabbau in den Regenwäldern zerstöre die Natur und damit die Lebensgrundlage der Yanomami. Von den Weißen eingeschleppte Krankheiten seien für die Indianer oft tödlich. Doch Christina Haverkamp ließ die Kinder nicht mit den geschilderten Schrecken alleine, sondern zeigte ihnen auch die Erfolge, die sie und ihre Mitstreiter bereits errungen haben. So sei aufgrund von internationalen Protesten der illegale Goldabbau eingedämmt worden.
Einer dieser Proteste war die Überquerung des Atlantiks auf einem Bambusfloß zusammen mit Rüdiger Nehberg. 50 Tage dauerte die Protestfahrt von Ghana nach Brasilien, mit der die beiden 1992 Menschenrechtsaktivisten auf 500 Jahre Unterdrückung der Indianer hinweisen wollten – anlässlich der Entdeckung Amerikas 1492.
Haverkamp hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, den Yanomami zu helfen. Deshalb organisiert sie den Bau von Schulen und Krankenstationen. Denn das Recht auf Bildung und körperliche Unversehrtheit seien Menschenrechte, die für die Indianer bisher nicht zu gelten schienen. Christina Haverkamp setzt sich dafür ein, dass die Yanomami lernen, die Amtssprache zu sprechen, zu lesen und zu schreiben. „Nur so haben sie die Chance, in Zukunft selber für ihre Rechte einzutreten“, sagte sie. In den Krankenstationen würden Yanomami zu Pflegern und Helfern ausgebildet, um ihre medizinische Versorgung organisieren zu können.
Doch all diese Arbeit kostet natürlich viel Geld, das Christina Haverkamp zu organisieren versucht. „Eine Krankenstation kostet 70 000 Euro, eine Schule 20 000 Euro“, erkläret sie den Kindern. Deshalb sei sie in Deutschland unterwegs, um an Schulen Vorträge zu halten und auch die Schüler und Lehrer zu ermuntern, Aktionen zu starten. „Ich möchte informieren, sensibilisieren und aktivieren“, sagte sie ganz offen. Wer Geld für die Yanomami Indianer sammeln und spenden möchte, kann sich auf der Homepage von Christina Haverkamp umfassend informieren (www.yanomami-hilfe.de). Von den beiden Gerolzhöfer Schulen erhielt sie 700 Euro, zusammengesetzt aus Eintritt und einer großzügigen Spende der beiden Elternbeiräte.
Horst Fröhling