Cohiba

Interview von Susanne Pohl, station to station, 2010
Cohiba, harte Bohne, eine die sich nicht weich kochen lässt, wird Christina Haverkamp von den Yanomami Indianern genannt.

Die Menschenrechtlerin und Abenteurerin lässt sich nicht weich kochen, von den Behörden nicht, vom Regenwald nicht und natürlich auch nicht davon, an einem Morgen zwei Vorträge vor 500 Schülern zu halten. Ende April 2010 treffe ich Christina Haverkamp in der Gemeinschaftsschule Nortorf.

Ihr Vortrag ist, wie die Frau selber, beeindruckend. Sie schildert wie sie zur Abenteurerin mit Sinn wurde und ist dabei immer darauf bedacht, besonders die Mädchen zu motivieren.

Seit 20 Jahren setzt sich Christina für die Yanomami im Regenwald ein. Sie macht auf die Bedrohung der Amazonas-Indianer durch die Goldgräber und Machthaber aufmerksam, sie organisiert den Bau von Krankenstationen und Schulen. Die Yanomami sind ein stolzes selbstbewusstes Volk. Sie sind stolz darauf, in ihrer Sprache schreiben zu lernen und wissen auch um die Wichtigkeit Portugiesisch, die Sprache der weißen Machthaber, zu sprechen. Das lernen sie in ihren Schulen.

Krankheiten werden bei den Yanomami nach wie vor traditionell von Schamanen behandelt. Die schamanischen Behandlungen helfen sehr gut bei den für die Region typischen Krankheiten der Yanomami. Bei Malaria, das von den Goldsuchern ins Yanomami Land eingeschleppt wurde, versagen die traditionellen Heilweisen. Hier helfen die Krankenstationen, die mit Hilfe von Christina aufgebaut werden konnten. Christina besorgt in Deutschland Geld und hilft den Bau zu koordinieren. Wichtig ist ihr dabei, dass die Yanomami selber mit an ihrer Krankenstation bauen. Bei ihrem aktuellen Projekt, einer Krankenstation am Orinoko in Venezuela, muss die Regierung Venezuelas für den Transport der Baustoffe in den Regenwald sorgen. Die Baustelle ist schon von den ansässigen Yanomami vorbereitet worden.

Christina, was motiviert dich bei deiner Arbeit?

Die Gemeinschaft der Yanomami mitzuerleben. Nach dem Aufbau der Krankenstation gibt es immer ein Ein- weihungsfest. Die Yanomami sind immer noch sehr dankbar. Das motiviert und berührt mich. Ich mache weiter, solange die Yanomami nachfragen. Das Projekt in Venezuela hat ein Arzt angestoßen. Ich leiste nur Hilfe, wo die Beteiligten es selbst wollen.

Wie sind deine persönlichen Beziehungen zu den Yanomami?

Ich habe Lieblingsdörfer. Ich lebe und arbeite jedes Jahr mehrere Monate mit den Yanomami zusammen. Mit einem Yanomami-Häuptling war ich 2002 für eine Woche in New York, damit er auf dem Permanent-Forum für indigene Völker vor der UNO in New York auf die Bedrohung seines Volkes aufmerksam machen konnte.

Was ist dir das wichtigste an deinem aktuellen Projekt?

So gut wie möglich die Kranken- station aufzubauen. Und die Regierung in die Pflicht nehmen. Sie soll dafür sorgen, dass das Baumaterial mit Hubschraubern in den Regenwald transportiert wird. Das erfordert viel Geduld und Hartnäckigkeit.

Wie können die station to station Leser dich unterstützen?

Ich hätte einen Wunsch. Die Sportlerparty der CAU wird ja immer zu einem guten Zweck veranstaltet. Und ich würde mich freuen, wenn sie zu Gunsten der Yanomami veranstaltet wird. Das würde gut passen, denn vor 30 Jahren habe ich dort Sport studiert und Sportler sind umweltorientiert.

Das station to station ist ja ein Magazin für Musik und Kultur. Was für Musik machen die Yanomami?

Die Yanomami haben Gesänge und Tänze. Sie singen fast jede Nacht nach Einbruch der Dunkelheit. Die Gesänge haben sich immer wiederholende Texte. Sie sind sowohl überliefert als auch immer neu erfunden.

Christina, vielen Dank für den spannenden Vortrag und für das interessante Gespräch.

Weitere Infos und Kontakt zu Christina Haverkamp: www.yanomami-hilfe.de

Susanne Pohl
www.station.de