Quelle: Bremervörder Zeitung, 28. August 2013, Artikel von Frauke Siems
Jugendliche aus Oerel unterstützen Christina Haverkamps Projekt für Indianer Südamerikas
Oerel. Die Schüler der Schule Geestequelle haben sich für ein soziales Projekt ordentlich ins Zeug gelegt: Zugunsten der Yanomami-Indianer in Brasilien und Venezuela fand kurz vor den Sommerferien ein Sponsorenlauf statt. Den? Erlös von immerhin gut 1 700 Euro spendeten die Jugendlichen jetzt an den gemeinnützigen Verein Yanomami-Hilfe von Christina Haverkamp. Die Scheckübergabe fand vergangenen Freitag in der Pausenhalle der Schule statt.
Von der Spende der engagierten Jugendlichen wird Haverkamp Schulmaterialien kaufen und sie per Boot zu den Yanomami in den Dschungel bringen. Aber der Reihe nach. Schon im April hatte Haverkamp in der Schule Geestequelle einen Vortrag über die Yanomami gehalten, eines der letzten indigenen Völker Südamerikas. Etwa 9 000 Yanomami leben im nördlichen brasilianischen Amazonasgebiet und etwa 12 000 im Quellgebiet des Orinoko im Süden Venezuelas.
„Dieses liebenswerte Urvolk lebt bis heute im Einklang mit der Natur und hat sich seine einzigartige Kultur erhalten“, berichtet Christina Haverkamp. „Sie ernähren sich von der Jagd, dem Fischfang, von Bananen und Maniok. Bis zu 300 Yanomami wohnen in einer so genannten Maloca, einem aus Baumstämmen und Palmblättern errichteten Runddorf.“
Doch das Leben der Yanomami wird durch Goldsucher und eingeschleppte Krankheiten bedroht. „Die bei den Arbeiten der Goldgräber entstehenden Sümpfe sind ideale Brutstätten für die Malariamücke Anopheles“, berichtet Haverkamp weiter. Heute sei fast jedes Dorf von der gefährlichen Tropenkrankheit betroffen. Etwa 70 Prozent der Yanomami litten an Malaria. Sie selbst sei schon viermal daran erkrankt.
Davon lässt sich die 54-jährige Pädagogin und Menschenrechtsaktivistin, die Portugiesisch, Spanisch und Yanomamisch spricht, allerdings nicht abschrecken. Nicht umsonst nennen die Yanomami, sie „Cohiba“: Eine „harte Bohne“ lässt sich nicht so schnell weich kochen. Etwa drei bis fünf Monate lebt und arbeitet Haverkamp jährlich bei den Yanomami. Den Rest der Zeit macht sie an deutschen Schulen, aber auch im europäischen Ausland in Vorträgen auf die Situation der Indianer aufmerksam. Mit den Eintrittsgeldern – jeder Zuhörer zahlt drei Euro – und mit Hilfe von Spenden baut ihr 2006 gegründeter Verein „Yanomami-Hilfe“ im Dschungel Krankenstationen und Schulen.
Der Verein bildet Lehrer aus, denn „die Yanomami wollen schreiben und lesen lernen, um die Welt zu verstehen“, berichtet Christina Haverkamp, die 1992 mit Rüdiger Nehberg auf einem selbstgebauten Bambusfloß den Atlantik überquerte, um gegen die Unterdrückung der Indianer zu protestieren. Die Fahrt dauerte 50 Tage und führte von Dakar im Senegal über den Atlantik nach Fortaleza in Brasilien.
Der Schutz der Yanomami ist für Haverkamp längst zur Lebensaufgabe geworden. „Wenn man Menschenrechtsaktivistin ist, wird man nie arbeitslos“, meint sie trocken. Sie wolle nicht missionieren, sondern helfe nur da, wo Hilfe gewünscht sei und auch nur, „wenn die Yanomami selbst mitarbeiten und bereit sind, Verantwortung zu tragen“, berichtet die drahtige Mittfünfzigerin, die Sport und Mathematik studiert, aber „früh gemerkt“ hat, dass sie nicht bis ans Ende ihres Lebens im Schuldienst bleiben würde.
Ihre Arbeit vor Ort sei „nicht ganz ungefährlich“. Auch Korruption sei ein großes Problem. Ihr „Basislager“ in Deutschland ist eine Wohngemeinschaft in Blumenthal in Schleswig-Holstein. „Da tanke ich auf“, sagt sie. In ihren Vorträgen geht es ihr nicht nur um finanzielle Unterstützung, sondern darum, bei den Jugendlichen ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, „wie gut wir es hier haben“.
Rektor Norbert Grütjen ist stolz auf seine Schüler und ihr Engagement beim Sponsorenlauf: „Die sind gelaufen wie die Weltmeister“. Der Vortrag von Christina Haverkamp habe die Jugendlichen tief beeindruckt. „Da konnte man keine Stecknadel fallen hören.“ Am 12. September wird Christina Haverkamp wieder zu den Yanomami reisen.