Die Menschenrechtlerin Christina Haverkamp referierte sehr eindrucksvoll vor den Schülerinnen der 5. – 8. Jahrgangstufen von ihrem Einsatz für eines der letzten Naturvölker unserer Erde. Die Zuhörerinnen waren begeistert und traurig zugleich aufgrund des Unrechts gegen diese Indianer.
„Wheti wa wa hu?“ ist Yanomamé und heißt auf deutsch: „Wie heißt du?“. Doch diese Frage wird längst nicht mehr gestellt, wenn Christina Haverkamp zu den Yanomamis nach Brasilien oder Venezuela reist, sie ist seit vielen Jahren bei ihnen angenommen und lebt bei ihnen wie ein richtiges Stammesmitglied.
Die Menschenrechtsaktivistin, die sich bereits ihr halbes Leben lang für das bedrohte Indianervolk der Yanomamis einsetzt, zeigte mit ihren beeindruckenden Bildern, welch schlimme Lebenssituation dort herrscht. Ihren Beruf als Lehrerin hat sie längst aufgegeben, um sich mit selbstlosem Engagement und außerordentlichem Mut für das Überleben des Urvolkes einzusetzen. Das Unrecht begann in den 80er Jahren, als erste Goldfunde im Gebiet der Yanomamis bekannt wurden. Schnell waren es über 50.000 Goldsucher, die in den Urwald der Indianer eindrangen, ihre Wälder rodeten, sie aus ihren Dörfern vertrieben oder sie gar ermordeten. Krankheiten wie Malaria, Tuberkulose, Masern oder Grippe wurden von den Fremden eingeschleppt. Außerdem verseuchten sie im Zuge der Goldgewinnung die Flüsse mit Quecksilber und somit auch die Nahrung und das Trinkwasser.
Durch nun brachliegende Sümpfe entstanden Brutstätten für die Malaria-Mücken, denen die Indianer schutzlos ausgeliefert sind. Viele Jahre lang wurden die Menschenrechtsverletzungen von den Regierungen Venezuelas und Brasiliens einfach verleugnet. Anstatt die Naturvölker zu schützen, wurden in Venezuela Regierungskritiker und Helfer der Yanomamis sogar verhaftet. Die Regierung Brasiliens unterstützte vielmehr die „Bosse“ der Goldsucher in ihrem Bestreben, das Naturvolk auszurotten, um ungehindert an das Edelmetall zu kommen.
Vieles hat Christina Haverkamp seit ihrem unermüdlichen Einsatz für die Indianer bereits erreicht: Die Überquerung des Atlantiks auf einem selbstgebauten Bambusfloß gemeinsam mit dem Aktivisten Rüdiger Nehberg brachte ihr 1992 eine erste große Aufmerksamkeit für das Unrecht in Südamerika. Sie gründete den Yanomami-Hilfeverein und konnte gemeinsam mit anderen Mitstreitern bereits drei Krankenstationen und 12 Schulen aufbauen. Dort werden die Indianer unter anderem unterrichtet, welche Rechte sie haben. Mit Geldern der Yanomami-Hilfe e.V. kaufte sie Moskitonetze und Mikroskope für die Früherkennung von Tuberkulose. Außerdem brachte sie Sprechfunkgeräte nach Südamerika, damit die entlegenen Indianerstämme sich gegenseitig vor immer noch herannahenden Goldsuchern schützen können. Anfang dieses Jahres organisierte sie eine Demonstration der Yanomami in Puerto Ayacuchco (Venezuela) mit dem Ergebnis, dass der Vizepräsident von Venezuela bei einem anschließenden Gespräch versprach, Ärzte und Medikamente zu schicken.
Ob den Versprechungen auch Taten folgen bleibt abzuwarten. Die Schülerinnen wünschen es der ehemaligen Lehrerin sehr und für die Yanomamis hoffen wir, dass sie endlich menschenwürdig behandelt werden. Abschließend stellte die Referentin die Frage, wer sich ein ähnliches Engagement nach seinem Schulabschluss an der Realschule Damenstift vorstellen könne. Sehr viele Finger erhoben sich und dies war die Bestätigung dafür, dass die Mädchen wirklich sehr berührt waren von dem eindrucksvollen Vortrag, den ergreifenden Bildern und dem Einsatz dieser selbstlosen Frau.