Archiv der Kategorie: Rundbriefe

Jahresbericht 2024

Blumenthal, Januar 2024

Liebe Yanomami-Freunde,
es gibt sehr viel Positives vom letzten Jahr 2024 zu berichten.

Nach einem Vortrag im vorletzten Jahr in Garda bekam ich Kontakt zu Sofia Koverich, einer jungen Italienerin, die mich im letzten Jahr zu den Yanomami begleitete. Mit einem brasilianischen Arbeiterteam und den Yanomami von Pukima wollten wir gemeinsam mit dem Bau einer weiteren Krankenstation beginnen.
Viele Jahre hatte der Häuptling Hepolito um eine Krankenstation gebeten, damit die brasilianischen Krankenhelfer kontinuierlich für die medizinische Versorgung in seinem Dorf bleiben.
Diesmal hatte ich keine Probleme mit zwei Sprechfunkgeräten beim Einreisezoll am Flughafen von Rio. Im Gegenteil. Der junge Zollbeamte, der schon von den Yanomami gehört hatte, wünschte mir alles Gute und viel Glück bei den Arbeiten im Wald.

Einkauf in Manaus mit Sofia

Einkauf in Manaus mit Sofia

In Manaus begann wie immer die Arbeit mit dem Kauf des Baumaterials, Kettensäge, Werkzeuge, Nägel, Schrauben, Dachmaterial und ausreichend Proviant für zwei Monate. Ich zeigte Sofia zunächst den schönen alten, lebendigen Hafen von Manaus, bevor wir dann die notwendigen Sachen für das Projekt in den kleinen Läden einkauften, die ich seit vielen Jahren kenne. Beim Dachmaterial entschied ich mich für rote Pfannen, die aus recycelten Plastikflaschen hergestellt werden, leicht, rustikal und schön.

Herzliches Wiedersehen mit Alberta

Herzliches Wiedersehen mit Alberta

Über 40 Kisten und Kartons wurden in den tiefen Frachtraum des Amazonasschiffes Gênesis gepackt. Das Dachmaterial transportierte ein Frachtkahn über den Rio Ngro nach Santa Isabel. Durch die ungewöhnlich langanhaltende Dürreperiode hatte der Fluss wenig Wasser. Viele Sandbänke ragten aus dem Wasser, die eine sichere Navigation erschwerten. In Santa Isabel wurden wir herzlich empfangen von den Yanomami des Rio Marauías und Alberta, der Leiterin der Gesundheitsbehörde SESAI.

Es dauerte einige Tage, bis wir ein gutes einheimisches Arbeiterteam in der Umgebung fanden, die mit uns für 2 Monate im Urwald arbeiten wollten. Es kamen mit der alte Jarbas, Edeval und die beiden Brüder Gilson und Lucas.
Da der Urwaldfluss Marauía mit seinen 4 starken gefährlichen Stromschnellen wegen der extremen Trockenheit nach Pukima kaum befahrbar war, bekamen wir von Alberta das tolle Angebot mit unserem Baumaterial und dem Gepäck per Buschflugzeug ins Yanomamigebiet hereinzufliegen. Was für eine wertvolle Unterstützung von Seiten der brasilianischen Gesundheitsbehörde! Noch nie hatte ich eine solche große Unterstützung erhalten.

Kurz vor Abflug beschlossen Sofia und ich ein kleines Starlink-Gerät mitzunehmen. Diese Internetantenne, die über Satelliten funktioniert, sollte uns in Notfällen die Möglichkeit geben, Hilfe von außerhalb anzufordern. Wir vereinbarten, das Internet nur für die Arbeit zu nutzen.

Mit dem Buschflugzeug ins Yanomami-Gebiet

Mit dem Buschflugzeug ins Yanomami-Gebiet

Mit Hepolito besprach ich den Bau der Krankenstation anhand des Bauplanes. Die Krankenstation sollte eine Größe von 12 m x 13 m haben, ausreichend für Behandlungs- und Mikroskopierraum, Küche, Bad, Lagerraum, zwei Räumlichkeiten für das Pflegepersonal und eine breite gemütliche Terrasse für die Hängematte. Sie sollte die gleichen Maße haben wie unsere Krankenstation in Mavaquita im venezolanischen Orinokogebiet, da sich dort alles gut bewährt hatte.

Fertigstellung der 4.ten Krankenstation

Große Freude nach den Rodungsarbeiten

Große Freude nach den Rodungsarbeiten

Sofia auf dem Rio Negro

Sofia auf dem Rio Negro

Sofia war an allem interessiert und hatte sofort guten Kontakt mit allen. Schon nach einer Woche konnte sie sich mit den Brasilianern fließend auf Portugiesisch unterhalten, sie ist ein Sprachgenie.

Im Yanomami-Dorf Marauía sah ich, dass man dort im letzten Jahr unsere Krankenstation von Papiú Kayanau exakt nachgebaut hatte. Später erfuhr ich von der Gesundheitsbehörde in Boa Vista, dass auch das Yanomami-Dorf Amajari solch eine Krankenstation bekommen hat. Wie schön!
Es freut mich, wenn meine Arbeit und meine Ideen für weitere Krankenstationen übernommen werden.
Die Arbeiten in Pukima verliefen super.

Die Yanomami waren sehr motiviert mitzuhelfen und zeigten den Arbeitern die Bäume im Wald, die sich ideal für den Bau der Krankenstation eigneten. Mühselig war die Vorbereitung des Bauplatzes. Was vorher noch als dichter Urwald am Rande des Dorfes stand, musste nun mit Kettensäge und Macheten gerodet werden. Zur Säuberung gehörte auch das Entfernen der Wurzeln, damit nicht irgendwann aus der Krankenstation ein Baum herauswächst.

Unsere Krankenstation in Papiú

Unsere Krankenstation in Papiú

Mit dem ersten gesägten Holz wurde das Grundgerüst gebaut, danach das Dach gedeckt und darunter das weitere gesägte Holz zum Trocknen hochkant aufgestellt. Die Yanomami versorgten uns zwischendurch immer wieder mit Fisch und Wild. Während der Bauzeit schliefen wir im Runddorf in unseren Hängematten neben den Yanomami-Familien.

Das Arbeiterteam der Infra (Ministerium für Infrastruktur) von Francisco Cardoso aus Boa Vista, sollte nach unserer Abreise mit dem getrockneten Holz die Wände hochziehen und

Nachgebaute Krankenstation in Marauía

Nachgebaute Krankenstation in Marauía

einfache Türen und Fenster einbauen. Auch das klappte bestens. Für die Krankenstation wurde eine Wasserfilterpumpenanlage installiert, die mit Solarenergie funktioniert. Fantastisch. Die Krankenstation bekam sogar noch einen schönen grünen Anstrich von innen und außen!

Am letzten Tag erwischte mich leider noch eine Malaria mit hohem Fieber, Schüttelfrost und starken Gelenkschmerzen.

Ich wollte es erst nicht wahrhaben, aber Marciel der Yanomami-Mikroskopist von Pukima, nahm eine Blutprobe und stellte fest, dass ich mich infiziert hatte.

Yanomami versorgen uns mit Wildschwein

Yanomami versorgen uns mit Wildschwein

Er gab mir sofort Medikamente, die ich einnahm.
Ich war so schwach, dass ich auf der Rückfahrt wie ein toter Fisch im Kanu lag.

Als wir wieder in Manaus waren brach leider bei Sofia auch eine Malaria aus mit starken Kopfschmerzen und Fieber. Ich fuhr mit ihr sofort ins Tropenkrankenhaus, wo sie gleich behandelt wurde.

Und schon wieder hat mich eine Malaria erwischt

Und schon wieder hat mich eine Malaria erwischt

Es stellte sich heraus, dass das Dach der Krankenstation nicht tief genug an den Seiten war. Bei starkem Niederschlag mit viel Wind drang Wasser an den Außenseiten rein.

Es waren also noch Verbesserungen nötig, die ich für Ende des Jahres plante. Außerdem fehlten noch einige Möbel,Tische, Bänke und Regale.
Geplant hatte ich, diese Restarbeiten im Herbst zusammen mit Marcão zu erledigen.

Er ist der erste Yanomami im Amazonasgebiet, der mit einer Kettensäge umgehen kann. Ich kenne ihn als kleinen Jungen aus Ixima, der keine Lust auf Schule hatte, sondern lieber beim Bau unserer ersten Krankenstation mithalf.

Marcão sägte Holz für die Krankenstation

Marcão sägte Holz für die Krankenstation

Doch schon wenige Wochen nach der Rückreise aus Brasilien bekam ich auf einer Vortragsreise in Italien erneut einen heftigen Malariaschub mit 39 Grad Fieber, Schüttelfrost, starken Gelenkschmerzen und Erbrechen. Meine Hausärztin war besorgt und riet mir dringend davon ab, wieder ins Yanomamigebiet zu gehen. „Es bestünde die Gefahr, dass mein Körper nach dieser achten Malaria eine Resistenz gegenüber den Medikamenten entwickelt hat. Ich solle jetzt auch mal an meine Gesundheit denken.“
Als ich dies Sofia mitteilte, bot sie sich sofort an, die letzten Arbeiten zusammen mit Russ, einem jungen geschickten Handwerker aus Nebraska, zu erledigen. Ich war froh und zugleich entspannt, weil ich wusste, dass Sofia diese Aufgabe meistern wird. Sie kann gut organisieren, denkt kreativ mit und hatte auf der letzten Reise schnell und viele Kontakte bekommen. Jeder mochte sie.

Bericht von Sofia Koverich

Sofia mag die Yanomami

Sofia mag die Yanomami

„The trip to visit theYanomami is long, winding and against the current, yet when we arrived I felt the connection with the people was both strong and naturally simple.

The work was demanding and required a lot of our attention and constant focus on problem solving but despite this, everyday we carved some time to dance and sing with the Yanomami of Pukima Beira who enjoyed it very much and were always asking for more.

There is a lot we can learn from the Yanomami, and there is a lot they wish to learn from us as well, overall it has been a beautiful and synergetic experience. Both us and theYanomami left hoping to spend even more memories together.“

Bericht von Russ Cubrich
I feel deeply grateful for the opportunity to support the Yanomami, working to complete the construction of the new healthcare station.

We were received very kindly by the xapono of Pukima Beira and by the end of our time there, I really felt like a member of the community.

Russ genoss die Zeit bei den Yanomami

Russ genoss die Zeit bei den Yanomami

Our days were full and busy but there were also many moments to enjoy the beauty of the rainforest and life in the xapono. Bathtime in the river was a highlight of each day. I brought a banjo and enjo- yed playing songs for children and adults. Sofia and I did many little performances with song and dance. The Yanomami liked it so much.
There were some nice moments for me to teach a little about carpentry work, showing the older boys
how to use a hand saw properly.
I loved experiencing the flow of life in the xapono, seeing the animals and fish the Yanomami hunted, the fruits and planted they foraged and grew, and their knowledge of the rainforest.

Mit einem Mini Starlink, der auch im allerletzten abgeschiedenen Urwaldwinkel funktionierte, hatte ich täglich Kontakt mit den beiden und konnte Ihnen bei Problemen und Fragen zur Arbeit gleich Ratschläge geben.

Einweihungsfest der neuen Krankenstation

Einweihungsfest der neuen Krankenstation

Auf dem Einweihungsfest im Januar hielt Hepolito eine lange emotionale Dankesrede, die mich sehr berührt hat. Sofia und Russ schickten mir kleine Videos vom Fest und den fröhlich tanzenden Yanomami in der neuen Krankenstation.

Das nächste Projekt

Drei Dörfer am Rio Marauia baten mich, ob wir von der Yanomami-Hilfe e.V. für sie Sprechfunkgeräte anschaffen können mit Solaranlage und Batterie. Auch wenn schon in einigen Dörfern das Internet über eine Starlink-Antenne von Elon Musk funktioniert, dürfen wir uns nicht von ihm abhängig machen. Wenn Musk aus irgendeinem Grund die Satelliten abstellt, dann haben viele Menschen kein Internet mehr. Das haben die Yanomami erkannt.
Ein Sprechfunkgerät funktioniert immer und ist für die Kommunikation und die Sicherheit der Dörfer sehr wichtig. Außerdem braucht man für ein Sprechfunkgerät keine monatlichen teuren Benutzungsgebühren zu bezahlen.

Liebe Freunde der Yanomami-Hilfe e.V.
Nur mit eurer finanziellen Unterstützung konnten wir vor Ort dieses Projekt aufbauen. Baumaterial, Werkzeuge, Dachmaterial, Sprechfunkgeräte, Solaranlagen, Batterien und die Gehälter der Arbeiter, all das kostet Geld und es wird leider auch in Brasilien von Jahr zu Jahr teurer.
Hiermit möchte ich mich herzlich bedanken bei allen treuen Freundeskreis-Mitgliedern unserer Yanomami Hilfe e.V., die mir mit ihren Beiträgen Planungssicherheit geben, so wie bei allen Einzelspendern, Unterstützern, Firmen, Organisationen und Schulen.

Einzelspendern und Unterstützern der Yanomami-Hilfe e.V.
Dr. Elisabeth Albert, Helmut Barthel, Wolfgang Baumüller und Regina Häusler, Margot Bausewein, Kerstin Bensch, Kathrin Beutin, Friedhilde und Rolf Brandt, Sabine und Fritz Bremer, Petra und Jörg Bonin, Rudolf Brunner, Andree Drees, Andrea Fischer-Bickert und Stefan Bickert, Gesche Felgentreff, Monika Maria Gernert, Andreas Gruber, Ferdinand Guttenberg, Angelika Heinsen, Jan Henselder, Veronica Huber, Simon Huber, Johanna Hutmacher, Sinje Kätsch, Hans Hinrich Kahrs, Mirjam Keck, Monika Kienass, Christian Kotte, Henning Köhlert, Christhard Kotte, Francesco Kovarich, Wolfgang Krieger, Dagmar und Bodo Kuhnhenn, Elfi und Volker Lindner, Alexander Mater, Julia Melzner, David Muchau, Michi und Marianne Müller, Jens und Anna Otto, Elfriede Pabst, Markus Pfeifer, Eva Piest, Ricarda Quick, Ute Rafflenbeul-Dormeyer, Frieder Riedel, Jens Riepen, Anne- Katrin Roever-Plagmann, Katrin v. Scheven und Tom Avsic, Giesela Schmieder, Jasmin Seddigh-Raig und Dr. Wolfgang Raig, Herbert und Marion Strauss Barthel, Alessandro Rocco und Fatma, Matthias Uphus, Dietmar Volkers und Dagmar Olsen, Claudia und Ulrich Wandt, Desireé Woinowski-Guggenmoos, Familie Weber, Gela Weyer, Wolfgang Zierke, Beate Ziethen.

Die Firmen, Organisationen und Vereine
Eine Welt Kreis aus Mehring, Bayern
Friends of Hihiri Pipiri Hillsboro, USA
Lebensraum Regenwald e.V. von Roland Zeh, Nürnberg Lions Club Ingelheim e.V.
Midas Pharma GmbH, „Run for Charity“, Ingelheim Maria-Ward-Schule Solidaritätslauf, Altötting,
Montessori Schüler der Jugendstufe, Kuchenverkauf, Nürnberg
Nordseeschule Sankt Peter Ording, Klasse 5b
Realschule Eberbach, Klasse 6 a
Sonnenwasser e.V. von Fritz Strohecker, Strande
Thorsten Görgens GmbH, Köln
Wortwechsel Verlag von Ulrike Steffen, Neumünster

Yanomami-Sponsorlauf „Run for Charity“ in Ingelheim

Yanomami-Sponsorlauf „Run for Charity“ in Ingelheim

Wie geht es weiter?
Ich werde meine Arbeit für die Yanomami noch nicht an den Nagel hängen, auch wenn ich mit 66 Jahren seit September 2024 offiziell in „Altersrente“ gehen kann.
Ich freue mich, wenn ich für die Yanomamiarbeit vor Ort Unterstützung bekomme.
Meine Vorträge an Schulen und die Abendveranstaltungen in Deutschland und weltweit möchte ich weiterhin halten. Besonders sind die Schüler an anderen Lebensformen interessiert, trotz ihrer geliebten Smartphones, mit denen sie täglich sehr viel Zeit digital im Internet verbringen.

In diesem Monat plant die Yanomami-Organisation Kurikama vom Rio Marauía in Pukima eine große Versammlung, die wir mit der Yanomami-Hilfe e.V. unterstützen. Gemeinsam werden sie über ihre Probleme sprechen, Lösungen suchen und Briefe an Ministerien in Brasilia schreiben. Diese Treffen sind für die Yanomami sehr wichtig, weil sie spüren, dass sie nur zusammen als Gruppe etwas für ihre Rechte erreichen können.

Dankeschön für eure weitere Unterstützung

Dankeschön für eure weitere Unterstützung

Schlusswort

Liebe Yanomami-Freunde gemeinsam haben wir es geschafft schnell und effektiv eine weitere Krankenstation im Urwald aufzubauen.

Ich glaube, dass wir in dieser heutigen Zeit neben all den schrecklichen Kriegen und Zerstörungen etwas Sinnvolles aufgebaut haben.

Vielen Dank an Sofia und Russ, die spontan die restlichen Arbeiten vor Ort erledigt haben! Muito obrigadissmo.

Ich wünsche euch allen ein friedliches und entspanntes Jahr 2025.
Christina Haverkamp
Mit dankbaren Grüßen

 

Yanomami-Hilfe e.V., Hökerberg 1, 24241 Blumenthal, Telefon 0 43 47 – 70 81 34
E-Mail: office[at]yanomami-hilfe.de, Internet: www.yanomami-hilfe.de
Sparkasse Mittelholstein, IBAN DE 08 2145 0000 0003 3882 28

Jahresbericht 2023

Blumenthal, Januar 2024

Liebe Yanomami-Freundinnen und Freunde,
Neben den schrecklichen Kriegsberichten aus der Ukraine und dem Gazastreifen gibt es auch gute Nachrichten aus dem Yanomami-Gebiet!

Jeden Tag!Regen, Regen, Regen

Jeden Tag! Regen, Regen, Regen …

Seit Luiz Inácio Lula da Silva der neue Präsident von Brasilien ist, arbeiten bei den Yanomami keine Goldsucher mehr. Nach seiner Wiederwahl hat Lula sein Versprechen eingehalten und die Goldsucher mit Militär und Polizei herausholen lassen. Erkrankte und unterernährte Yanomami-Kinder wurden im Krankenhaus von Boa Vista behandelt. Hoffentlich wird das Gebiet weiterhin von Seiten der Regierung und dem Militär geschützt. Lula betonte, der Kampf für indigene Landrechte sei ein Kampf für Menschenrechte und für den Naturschutz des Landes.

Im letzten Jahr war ich von Januar bis Ende März 2023 wieder im brasilianischen Amazonasgebiet und besuchte die Yanomami am Rio Marauia. Sie hatten mir einen Brief geschrieben mit der Bitte um eine Schule im Dorf Bisho Açu.

Schon bei meiner Ankunft in Rio regnete es heftig, was zu dieser Zeit sehr ungewöhnlich ist. In der Großstadt São Paulo und im Nordosten Brasiliens gab es riesige Überschwemmungen. Ich hoffte, dass es in Manaus und im Wald besser werden würde. Leider bestimmte die Klimaveränderung und El Niño die Wetterlage. Es regnete jeden Tag!

Guilherme sägt Bretter aus einem Baumstamm

Guilherme sägt Bretter aus einem Baumstamm

Mit einem Kanu fuhr ich von Santa Isabel do Rio Negro den Urwaldfluss Marauia hoch bis zum Yanomami-Dorf Bisho Açu. Nach meiner Ankunft fand eine mehrstündige Versammlung im Runddorf statt. Es wurde gemeinsam beschlossen wegen des anhaltenden Regens mit dem Bau der Schule zu warten. Häuptling Daniel und die Krankenhelferin Nazaré baten mich, ob ich die alte Krankenstation im Dorf renovieren könnte. Wegen der maroden Wasserleitungen gab es kein fließendes Wasser in der Station. Das alte Dach im Bad war undicht und der Küchenherd defekt.

Guilherme, ein guter brasilianischer Holzfäller aus Santa Isabel, der schon beim Bau unserer ersten Krankenstation in Ixima vor 26 Jahren dabei war, wollte wieder mit arbeiten. Er bekam Unterstützung von drei jungen Yanomami aus Bisho Açu.

Es wurden folgende Arbeiten erledigt:

Neue Balken und Bretter für das Dachgerüst gesägt. Ein großer 500 Liter Wassertank wurde auf ein hohes Holzgestell gestellt und mit Regenrinnen und Wasserleitungen mit dem Haus verbunden. Das Bad komplett neu gedeckt und der alte verrostete Herd gegen einen neuen Herd ausgetauscht.

Erfolgreiche Renovierung unserer Krankenstation

 

Erfolgreiche Renovierung unserer Krankenstation

Erfolgreiche Renovierung unserer Krankenstation

Es waren viele kleine Arbeiten mit großer Wirkung und Freude. Im Bad funktioniert wieder die Toilettenspülung und die Dusche unter einem regendichten Dach! Alle Waschbecken haben jetzt wieder fließendes Wasser für Küche und Labor, was die Arbeit in der Krankenstation sehr erleichtert! Die Yanomami, besonders die Krankenschwester Nazaré und der Yanomami-Mikroskopist Rui waren mit den Erneuerungen überglücklich. Zum Dank backte Nazaré einen Kuchen im neuen Ofen!

Nach den Renovierungsarbeiten in Bisho Açu.besuchte ich weitere Yanomami-Dörfer oberhalb des Flusses. In der Mission Marauia fand ein Treffen der Yanomami aus allen umliegenden Dörfern statt. Über 200 Yanomami waren anwesend und diskutierten über die unzureichende medizinische Versorgung in ihren Dörfern. Sie hatten drei offizielle Vertreter der brasilianischen Gesundheitsbehörde eingeladen, denen sie eine unterschriebene Petition für das Ministerium in Brasilia mitgaben. Eine Rückantwort mit einem Treffen und Gespräch wurde vereinbart.

Yanomami schauen sich unseren Jahresbericht an

Yanomami schauen sich unseren Jahresbericht an

An zwei weiteren Tagen diskutierten die Yanomami über ihre Schulbildung. Die meisten Yanomami wünschen sich eine eigene Schulbildung mit ihren eigenen Yanomami-Lehrern in ihrer Sprache Yanomamé und in der Landessprache Brasilianisch. Diese Lehrer vertreten die Lehrform „educação diferenciada“. Dies ist eine Unterrichtsform, die auf die Bedürfnisse der Yanomami ausgerichtet ist. Es gibt bereits eine Yanomami-Schule in Pukima Cachoeira, wo die Yanomami-Lehrer die Dorfkinder unterrichten.

David Yanomami erzählt die Geschichte seiner Mutter Yarima, die ich auf portugisisch übersetze

David Yanomami erzählt die Geschichte seiner Mutter Yarima, die ich auf portugisisch übersetze

Auf der Versammlung in der Mission Marauia traf ich David, den Sohn von Yarima Yanomami und Kenneth Good, einem amerikanischen Ethnologe. Kenneth Good lernte Yarima im venezolanischen Yanomamigebiet bei seinen Forschungsarbeiten kennen und nahm sie mit nach Amerika. Schon nach 3 Jahren kehrte Yarima wieder zurück in ihr Yanomami-Dorf und musste David und ihre beiden anderen Kinder in Amerika lassen. Viele Jahre später hat der jüngste Sohn David seine Mutter im Urwald gesucht und sie in ihrem kleinen Dorf gefunden.

In Marauia erzählte er den Yanomami die Geschichte von sich und seiner Mutter mit Bildern am Laptop. Ich übersetzte seine emotionalen Erzählungen. Gespannt und berührt hörten alle Yanomami zu. Seit dem Wiedersehen mit seiner Mutter Yarima setzt er sich mit vollem Einsatz für die Interessen der Yanomami ein und übergab der Yanomami-Organisation Kurikama einen Außenborder für den Transport zwischen den Dörfern auf dem Rio Marauia.

Mauricio, unser Krankenpfleger in Ixima, erhält eine neue Batterie

Mauricio, unser Krankenpfleger in Ixima, erhält eine neue Batterie

Flussaufwärts besuchte ich unsere Krankenstation in Ixima, die wir vor 26 Jahren! aufgebaut haben. Sie ist in einem tadellosen Zustand! Lediglich eine neue Batterie für das Mikroskop und Sprechfunkgerät musste in Santa Isabel do Rio Negro mit dem Yanomami-Krankenpfleger Mauricio angeschafft werden.

Im letzten Jahr errichteten die Brasilianer Daniel und Thiago aus São Paulo eine kleine Schule imYanomami-Dorf Raita. Diese Schule besichtigte ich und war begeistert von der einfachen und soliden Konstruktion.

Daniel erhielt vor ein paar Wochen von der brasilianischen Regierung den Auftrag, weitere Schulen nach diesem Muster im Yanomami-Gebiet aufzubauen. Ich hoffe, dass dieses Vorhaben klappt, da es die verantwortliche brasilianische Regierung finanziell mit einbindet. Es wäre fantastisch!

Die Modellschule in Raiter

Die Modellschule in Raiter

Chiquinho bekommt für sein Dorf Thomoropewei ein wertvolles Spechfunkgerät

Chiquinho bekommt für sein Dorf ein Spechfunkgerät

Chiquinho, dem Häuptling von Thomoropewei, übergab ich ein neues Icom-Sprechfunkgerät. Er freute sich sehr über das neue Funkgerät, da es eine große Sicherheit für sein Dorf ist.

Auf der Rückfahrt nach Manaus nahm ich zwei defekte Sprechfunkgeräte mit, die ich bei Mandrak „El magico“ in seiner Werkstatt reparieren ließ.

Seit einem Jahr gibt es wegen der Klimaveränderung keine Planungssicherheit.

Ich war froh, dass ich die alte Krankenstation von Bisho Açu renovieren und einige Yanomami-Dörfer mit Solarbatterien und einem wertvollen Sprechfunkgerät versorgen konnte.

Vorträge in Deutschland

Im letzten Jahr hielt ich wieder viele Vorträge in Deutschland an Schulen und für Organisationen. Viele Schüler organisierten nach den Vorträgen Benefizveranstaltungen für die Yanomami.

Klasse 5d des Gymnasiums Kronshagen
Klasse 5c der Alexander von Humboldt Schule
Klasse 7d der Meldorfer Gelehrtenschule
Klasse 6c der Johann-Heinrich-Voß Schule Eutin
Klasse 7a der Integrierte Gesamtschule in Buchholz Grundschule Seekrug
Solidaritätsmarsch der Maria Ward Schule Altötting
Kuchenverkauf der Schüler vom Schulzentrum Lohne

Interessierte Mädels im Voss-Gymnasium in Eutin nach dem Vortrag

Interessierte Mädels im Voss-Gymnasium in Eutin nach dem Vortrag

Das neue Projekt

Klimawandel - Dürrekatastrophe im Amazonasgebiet

Klimawandel – Dürrekatastrophe im Amazonasgebiet

In ein paar Tage geht es wieder los nach Brasilien ins Yanomamigebiet. Unsere geplante Schule in Bisho Açu wurde bereits von der brasilianischen Regierung gebaut. Darüber habe ich mich sehr gefreut!

Wegen der Dürreperiode im Amazonasgebiet musste ich diesmal meine Reise um einen Monat verschieben. Ich hoffe, dass die Urwaldflüsse nun genügend Wasser haben, um Baumaterial, Werkzeuge und Holz zu transportieren.

Ein Modell für die nächste Krankenstation

Ein Modell für die nächste Krankenstation

Soweit wie möglich möchte ich in den nächsten Wochen zusammen mit den Yanomami in Pukima den Bau der Modell-Krankenstation vorbereiten.

Liebe Freunde der Yanomami-Hilfe e.V.

Ohne eure finanzielle Unterstützung könnte ich vor Ort nicht viel erreichen. Baumaterial, Werkzeuge, Dachmaterial, Sprechfunkgeräte, Solaranlagen, Batterien usw., all das kostet Geld. Hiermit möchte ich mich herzlich bei allen Mitgliedern unserer Yanomami Hilfe e.V. sowie bei allen Einzelspendern, Unterstützern, Stiftungen, Firmen und Organisationen bedanken.

Einzelspendern und Unterstützern meiner Arbeit

Dr. Elisabeth Albert, Debora Bendocchi Alves, Kerstin Bensch, Kathrin Beutin, Christine Bischoff, Dr. Andrea Bräuning, Petra Bonin, Rudolf Brunner, Christina Chang-Rudolf, Andree Drees, Andrea Fischer-Bickert und Stefan Bickert, Ferdinand Guttenberg, Angelika Heinsen, Veronica Huber, Jonas Jasse, Hans Hinrich Kahrs, Monika Kienass, Jean Kleeb, Henning Köhlert, Christhard Kotte, Dagmar und Bodo Kuhnhenn, Franziska Vilas Boas Lessa, Elfi und Volker Lindner, Julia Melzner, David Muchau, Michael und Marianne Müller, Markus Pfeifer, Marie-Henriette Pfeifle, Eva Piest, Ricarda Quick, Ute Rafflenbeul-Dormeyer, Heidi und Manfred Schwinge, Giesela Schmieder, Gela Weyer, Jasmin Seddigh-Raig und Dr. Wolfgang Raig, Ottilie Steinberger, Claudia und Ulrich Wandt, Desireé Woinowski-Guggenmoos, Familie Weber, Wolfgang Zierke, Beate Ziethen.

Stiftungen, Firmen, Organisationen

Chor Vozes do Brasil, Lucia Kaup
Eine Welt Kreis aus Mehring
Jugend-und Kulturzentrum aus Bruneck, Südtirol Lebensraum Regenwald e.V. von Roland Zeh
L+S Landschaft + Siedlung AG
Lionsclub Heidelberg
Midas GmbH aus Ingelheim „Run for Charity“ Oswald-Stiftung aus Pfarrkirchen
Sonnenwasser e.V. von Fritz Strohecker aus Strande
Thorsten Görgens GmbH aus Köln
Wortwechsel Verlag von Ulrike Steffen
Yanomami-Chor aus Rhynern

Auf den Versammlungen und den Festen legen die Yanomami großen Wert auf ihr traditionelles Aussehen

Auf den Versammlungen und den Festen legen die Yanomami großen Wert auf ihr traditionelles Aussehen

Schlusswort
Einen Nachfolger für meine Arbeit vor Ort habe ich noch nicht gefunden. Vielleicht ist es auch nicht notwendig. Ich möchte im nächsten Bauprojekt die Yanomami soweit anleiten, dass sie weitere Projekte selbst planen und durchführen können. Auf lange Sicht müssen die Yanomami ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen, was sie auch wollen. Nachhaltig ist nur Hilfe zur Selbsthilfe! Wir können sie dabei von Deutschland aus unterstützen.Christina Haverkamp

Für euer Interesse und die treue Unterstützung möchte ich mich herzlich bedanken. Alles Liebe im Neuen Jahr und schöne Grüße kurz vor Abflug

Für die Yanomami Kinder ist L das Zeichen für den Präsidenten Lula, mit dem sie Hoffnung verbinden.

Dankeschön für eure weitere Unterstützung

Dankeschön für eure weitere Unterstützung

Yanomami-Hilfe e.V., Hökerberg 1, 24241 Blumenthal, Telefon 0 43 47 – 70 81 34
E-Mail: office[at]yanomami-hilfe.de, Internet: www.yanomami-hilfe.de
Sparkasse Mittelholstein, IBAN DE 08 2145 0000 0003 3882 28

Jahresbericht 2022

Blumenthal, Januar 2023

Liebe Yanomami-Freundinnen und Freunde,
diesmal erhaltet ihr den Jahresbericht 2022 sehr verspätet, da ich Anfang des Jahres schon 3 Monate bei den Yanomami war und sofort anschließend bis Mitte Mai Vorträge in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und in Südtirol hatte. Im letzten Jahr konnte ich zusammen mit den Yanomami und einem engagierten brasilianischen Arbeiterteam unsere zweite Krankenstation von Papiu Kayanaú komplett renovieren. Ich erhielt unerwartet große Unterstützung vom brasilianischen Gesundheitsministerium SESAI, die die Kosten für die Transportflüge von Boa Vista nach Papiu übernahmen.

Das Arbeiterteam vor dem Flugzeug

Das Arbeiterteam vor dem Flugzeug

Es dauerte ein paar Tage, bis ich ein gutes Arbeiterteam in Boa Vista gefunden hatte: Flávio, der Holzfäller, Senna, der Maurer, Michel und Gessivaldo die Helfer.
Trotz vorheriger Impfung in Deutschland gegen Corona wurde ich in Boa Vista positiv auf Corona getestet und musste meinen Flug zu den Yanomami um 10 Tage verschieben.

Meine brasilianischen Freundinnen in Boa Vista

Meine brasilianischen Freundinnen in Boa Vista

In Boa Vista traf ich meine langjährigen brasilianischen Freundinnen Anna, Loretta, Alessandra und Edna. Sie unterstützten mich bei den Projektvorbereitungen und beim Einkauf des Baumaterials für die Renovierung. Mit dem geliehenen Pickup von Anna konnte ich alle Einkäufe in ein paar Tagen schnell erledigen.

In Papiu empfingen mich die Yanomami sehr herzlich. Am Ende der Landepiste warteten misstrauische bewaffnete Goldsucher, denen ich schnell erklärte, dass ich keine ausländische Journalistin sei, sondern lediglich unsere 22 Jahre alte Krankenstation renovieren wolle.

Ich hatte schon im vorletzten Jahr das in der Nähe liegende Goldsuchercamp besucht. Bei den Goldsuchern im Wald gab es alles: ein gut funktionierendes Internet mit Satellitenschüssel, Solaranlagen mit Batterien für Kühlschrank und Fernsehen, eine gut ausgestattete Küche, einen kleinen Laden und eine Tanzbar mit Prostituierten aus Manaus.

In unserer Krankenstation musste ich bitter mit ansehen, wie auch die malariakranken Goldsucher sich behandeln ließen. Für den Krankenpfleger Arisson gab es keine andere Möglichkeit. Er erklärte mir: „Ich muss hier jeden Kranken behandeln, das ist meine Pflicht.“

Senna verlegt den Boden

Senna verlegt den Boden

Zuerst wurde eine Sickergrube für das Abwasser der Krankenstation gebaut und ein neuer Zementboden für die Terrasse verlegt.

Fünf Yanomami fuhren mit dem Holzfäller Flávio im Kanu flussaufwärts, wo er Bäume fällte und daraus Bretter und Balken sägte. Die Yanomami schleppten die schweren Balken und Bretter durch den Wald bis zum Flussufer. Von dort wurden sie mit dem Kanu zur Krankenstation transportiert. Mit dem Holz wurden die alten, verrotteten Bretter auf der oberen Veranda ersetzt und zwei hohe Gerüste für die neuen 500 Liter Wassertanks vor der Küche und am Bad aufgebaut.

Erfolgreiche Renovierung unserer Krankenstation

Durch die Goldsucherarbeiten wurden in den letzten Jahren einige Flüsse mit Quecksilber belastet, das zur Goldgewinnung eingesetzt wird. Wegen vermutlicher gesundheitlicher Schäden ist es nicht unbedenklich, dieses Wasser zu trinken.
Deshalb haben wir an beiden Längsseiten des Daches von der Krankenstation halbierte Rohre wie Rinnen angebracht, um das Regenwasser vom Dach aufzufangen und in die Wassertanks zu leiten. Schon nach dem ersten starken Regen füllten sich sofort die Tanks und es gab gutes Wasser im Behandlungsraum, der Küche und im Bad. Herrlich!

Robertson mit dem Solar-Mikroskop

Robertson mit dem Solar-Mikroskop

Drei Tage lang säuberten und schmirgelten die Yanomami alle Außenwände der Krankenstation und gaben den Wänden wieder einen neuen frischen grünen Anstrich. Reginaldo und Kuata bearbeiteten die Bänke, Tische und Türen. Alle Yanomami und die brasilianischen Arbeiter freuten sich, als die Krankenstation wieder im neuen Glanz strahlte und ich freute mich, dass alles so gut und schnell ohne Probleme geklappt hatte.

In der Krankenstation mussten überall neue Stromkabel verlegt und mit einer Solaranlage und Batterie verbunden werden. Robertson, unser Mikroskopist für die Malaria-Untersuchungen in der Krankenstation, war sehr dankbar über das stärkere Licht durch die Solarbatterie. Es erleichtert die Untersuchungen und schont die Augen.

Die politische Situation für die Indigenen im Regenwald

Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva trat Ende letzten Jahres seine dritte Amtszeit an. Er hatte im Wahlkampf versprochen, den Umwelt- und Klimaschutz zu stärken. Mit einem Militär- und Policia Federal Großeinsatz ließ er Anfang des Jahres tatsächlich die Goldsucher herausholen. Ihre Flugzeuge wurden verbrannt und ihre Maschinen und Werkzeuge für weitere Nutzungen zerstört.

Flugzeuge und Maschinen der Goldsucher werden zerstört

Flugzeuge und Maschinen der Goldsucher werden zerstört

Lula hat einen Aktionsplan zum Schutz des Amazonas-Regenwaldes aufgestellt. Er sieht unter anderem die sofortige Beschlagnahmung der Hälfte der Flächen vor, die illegal zur Abholzung genutzt werden. Zudem sollen zusätzliche Schutzgebiete von drei Millionen Hektar bis 2027 geschaffen werden. Der Regenwald soll stärker überwacht werden und höhere Strafen für illegale Abholzungen verhängt werden.

Zwei indigene Frauen für die neue Regierung von Lula

Im Dezember 2022 wurde Sonja Guajajara zur Ministerin des neu geschaffenen Ministerium für indigene Völker ernannt. Ihr Engagement steht für den Schutz der indigenen Gebiete. Sie sagt: „Wir werden keine Rückschritte mehr erlauben“

Lula hat außerdem 43 Mitglieder der Nationalen Indigenenbehörde Funai entlassen und angeordnet, dass die indigene Rechtsanwältin Joenia Wapichana die Führung der Behörde übernimmt. Die freigewordenen Ämter werden in der kommenden Zeit alle mit indigenen Personen besetzt. Der Präsident entließ auch elf lokale Koordinatoren des Gesundheitsministeriums.

Das neue Schulprojekt in Bisho Acu

Ende des Jahres baten die Yanomami mich in einem Brief um eine Schule für ihr Dorf Bisho Acu. Sie wünschen eine Schule zur Bewahrung ihrer kulturellen Identität und zur Verteidigung und zum Schutz ihres Lebensraums.
Otávio schreibt weiterhin in diesem Brief:

„Wir brauchen die Schule nicht um Nape (Nicht-Yanomami) zu werden. Wir müssen die Welt der Nape verstehen und das Wissen nutzen, das uns mit Fähigkeiten für unsere Rechte versorgt.“

Daniel und Thiago engagieren sich für die Yanomami

Daniel und Thiago engagieren sich für die Yanomami

Anfang dieses Jahres reiste ich deshalb in das Dorf Bisho Acu am Fluss Marauia und nahm an einer großen Versammlung teil.

Ihre Yanomami Schule in Raiter

Ihre Yanomami Schule in Raiter

Ich besuchte die Schule im Yanomami-Dorf Raiter, die von Daniel und Thiago aus Sao Paulo konzipiert und von Carlinho aus Santa Isabel do Rio Negro gebaut wurde. Sie ist einfach und sehr schön gebaut. In diesem Stil aus Holz möchte ich Anfang nächsten Jahres die Schule für das Dorf von Otavio in Bisho Acu bauen.

Ein herzliches Dankeschön an alle Unterstützer

Stiftungen und Organisationen
Oswald-Stiftung aus Pfarrkirchen
Lebensraum Regenwald e.V. von Roland Zeh
Sonnenwasser e.V. von Fritz Strohecker aus Strande
Kollekte des Ev.-Luth. Kirchenkreises von Plön
Eine Welt Kreis aus Mehring
Wortwechsel Verlag, Ulrike Steffen

Einzelspender und Unterstützer

Schülerinnen nach dem Vortrag am Gymnasium in Gelnhausen

Schülerinnen nach dem Vortrag am Gymnasium in Gelnhausen

Elisabeth Albert, Perihan Atug, Wolfgang Baumüller und Regine Häusler, Kathrin Beutin, Martin Binz, Hermann Birschel, Christine Bischoff, Hans Bornefeld, Petra und Jörg Bonin, Dr.Andrea Bräuning, Marlen Breitinger, Rudolf Brunner, Christina Chang, Michaela Freudenberger, Monika Gernert, Ferdinand Guttenberg, Monika Hagemann, Angelika Heinsen, Wolfgang und Isolde Hofer, Veronica Huber, Hans Hinrich Kahrs, Antje Kalbe, Stefan Kiehl, Monika Kienass, Karl-Heinz Klöckner, Henning Köhlert, Christhard Kotte, Dagmar und Bodo Kuhnhenn, Hilmar Lampert, Vilas Boas Lessa, Elfi und Volker Lindner, Alexander Mater, Rosi Mauer-Bittlinger und Geburtstagsgäste, Julia Melzner, Karen Knutzen-Mies und Herbert Mies,Toivo und Chris Miller, Hermine Mittermeier, David Muchau, Michael und Marianne Müller, Michael Müller-Andersson, Brigitte Ohm, Kathrina Ott, Markus Pfeifer, Blanche Piper, Hans Christian Plagmann, Dr. Roland Psenner, Ricarda Quick, Christina Chang Rudolph, Katinka Sauer, Giesela Schmieder, Silke Schöne, Ellen Schröter, Dr. Christian Schumacher, Hanna Severin, Alessandro Rocco Silvestri und Fatma, Dr. Florian Steiner, Marion und Herbert Strauss-Barthel und Geburtstagsgäste, Dieter und Elisabeth Untermann, Ulrich Wandt, Ralf Warnholz, Gundula und Sophie Weber, Wolfgang Weyer, Irina Wiessner, Wolfgang Zierke, Beate Ziethen.

Liebe Mitgliederfreunde und Unterstützer

der Yanomami-Hilfe e.V. nur durch eure regelmäßigen Beiträge und durch viele Spenden sind eine sichere Planung und Durchführung für die weiteren Yanomami-Hilfsprojekte möglich. Muito obrigada!

Vielen Dank
auch an alle Lehrerinnen und Lehrer, die mich immer wieder an ihre Schulen einladen, um dort für die Schüler einen Vortrag über die Yanomami und den Regenwald zu halten.

Nachfolge gesucht

Mein langjähriger Yanomami-Freund Chiquinho

Mein langjähriger Yanomami-Freund Chiquinho, mein langjähriger Yanomami-Freund aus Tomoropiwei, fragte mich besorgt beim letzten Besuch: „Und wer wird Deine Arbeit eines Tages fortsetzen? Ich sollte jetzt schon mal nach jemanden suchen, den ich einarbeiten könnte.“

Vielleicht gibt es jemanden, der mich auf der nächsten Reise begleiten und beim Schulprojekt mitarbeiten möchte? Das dreimonatige Projekte wird Anfang Januar 2024 beginnen. Interessierte, aber keine „Träumer“, können sich bis Mitte November bei mir melden: christinahaverkamp@ web.de Portugiesische Sprachkenntnisse sind unbedingt erforderlich.

Schlußbemerkung
Die verbesserte politische Situation durch den Regierungswechsel mit Lula ist ein großer Erfolg für die Yanomami und ein Hoffnungsschimmer für den Regenwald, der unser Weltklima mitbestimmt.

Trotz der positiven Entwicklung wissen wir, dass der Druck von außen durch Goldsucher, Großgrundbesitzer, Minenkonzerne, korrupte Politikern niemals aufhören wird. Diese Gefahren lauern permanent. Unsere Menschenrechtsarbeit muss deshalb weiterhin fortgesetzt werden.

Für eure treue Unterstützung bin ich sehr dankbar. Ich wünsche uns allen einen entspannten Sommer!

Mit sonnigen Grüßen
Christina Haverkamp

Kleine Anmerkung: Dieser Bericht wurde wie immer persönlich geschrieben ohne Unterstützung der künstlichen Intelligenz (KI).

Dankeschön für eure weitere Unterstützung

Dankeschön für eure weitere Unterstützung

Yanomami-Hilfe e.V., Hökerberg 1, 24241 Blumenthal, Telefon 0 43 47 – 70 81 34
E-Mail: office[at]yanomami-hilfe.de, Internet: www.yanomami-hilfe.de
Sparkasse Mittelholstein, IBAN DE 08 2145 0000 0003 3882 28

Jahresbericht 2021

Blumenthal, Januar 2022

 

Liebe Yanomami-Freundinnen und Freunde

Schulvorträge in Frankreich

Schulvorträge in Frankreich

dieses Mal bekommt ihr den Jahresbericht kurz bevor ich in wenigen Tagen für zwei bis drei Monate nach Brasilien reise und mich mit den Yanomami im Amazonasgebiet von Roraima treffe.
Im letzten Jahr konnte ich während der anhaltenden Corona-Pandemie kaum Vorträge an Schulen in Deutschland halten. Alle meine Vorträge, die ich für den Herbst in Bayern organisiert hatte, wurden wegen der hohen Inzidenz abgesagt. Sehr, sehr schade!!!

Dafür konnte ich im Oktober in Frankreich viele Vortäge an Schulen halten, die Anna Ballester in ihrem Wohnort Ecommoy in der Nähe von Le Mans organisiert hatte. Das Interesse der Schüler in Frankreich war sehr groß. Nach den Vorträgen musste ich viele Fragen beantworten. Und das alles auf Französisch! Das war für mich eine große Herausforderung.

Öffentlichkeitsarbeit mit Anna Ballester in Ecommoy

Öffentlichkeitsarbeit mit Anna Ballester in Ecommoy

Anna Ballester hatte eine Yanomami-Ausstellung mit 200 Bildern im Kulturzentrum von Ecommoy vorbereitet. Mit der Presse und lokalem Fernsehen konnten wir auf die Ausstellung und auf die bedrohte Situation der Yanoma- mi im Amazonasgebiet intensiv aufmerksam machen. Zum Abschluss hielten Anna und ich gemeinsam einen Vortrag vor vielen interessierten Zuschauern in der Stadthalle von Ecommoy.

Wegen der Corona-Pandemie konnte ich im letzten Jahr nicht die Yanomami im Amazonasgebiet besuchen. In der Urwaldmetropole Manaus hatte man die Pandemie unterschätzt und nicht unter Kontrolle. Anfang Januar kollabierte das Gesundheitssystem völlig und Manaus wurde zum Corona-Brennpunkt. Viele Patienten starben in den Krankenhäusern auf Intensivstationen, da Sauerstoff-Flaschen für die Behandlungen fehlten.

Versammlungen bei den Yanomami

Treffen der Yanomami vom Rio Marauia

Treffen der Yanomami vom Rio Marauia

Im Oktober 2021 unterstützten wir mit unseremYanomami-Hilfeverein ein großes Treffen der Indigenen am Fluss Marauia. Viele Yanomami aus den verschiedenen Dörfern kamen für einige Tage zusammen, um sich auszutauschen und über die Probleme in ihren Dörfern zu reden und gemeinsam Lösungen zu finden.

Solche Treffen sind sehr wichtig, damit die Yanomami sich als eine große Gruppe verstehen und erkennen, dass sie sich gemeinsam für ihre Rechte einsetzen müssen.

Vor ein paar Monaten wurde Mitgliedern der wissenschaftlichen Stiftung Oswaldo Cruz (Fiocruz) von der FUNAI (staatliche Indianerschutzbehörde) der Zutritt ins Yanomamigebiet verwehrt. Dabei berief sich die Funai auf eine Verordnung vom März 2020, welche vorsieht, dass indigene Gebiete vorerst nur im größten Notfall betreten werden dürfen. Doch Unterernährung, Malaria und Corona verschlechtern die Situation der Yanomami zunehmend.

Eine neue Goldsucherinvasion und Corona bedrohen die Yanomami

Ende letzten Jahres fand das zweite Forum der Yanomami und Ye`kwana Indigenen in Boa Vista statt. Es wurde ein Forderungskatalog erstellt, welcher staatlichen Institutionen und Ministerien überreicht wurde. Gefordert werden unter anderem die regelmäßige medizinische Versorgung durch Ärzte, die sich mit den Traditionen und Lebensweisen der Indigenen auskennen. Ebenso wird eine Wasseruntersuchung der Seen und Flüsse im Yanomamigebiet gefordert, wo Goldsucher arbeiten und zur Goldgewinnung Quecksilber verwenden.

Goldsucher und jetzt auch noch Corona im Yanomami-Gebiet.

Laut ISA ( Sozial-Ökologisches Institut ) wurden weniger als 5 % der Yanomami in Brasilien geimpft. Ein großer Teil der Yanomami vertraut dem Impfstoff nicht. Sie fordern mit noch mehr Nachdruck, dass alle Goldsucher aus ihrem Gebiet herausgeholt werden. Sie zerstören nicht nur den Regenwald, sondern bringen Malaria und jetzt auch noch Corona ins Yanomami-Gebiet. Um uns zu schützen sollen wir uns nun mit einen Impfstoff spritzen lassen, dem wir nicht vertrauen?

Seit Juni letzten Jahres hat die Yanomami-Organisation Hutukara die Beseitigung der Tausenden illegaler Goldsucher gefordert, die auf dem Territorium arbeiten und Überträger der Krankheiten sind. Illegale Bergbaubetriebe sind eine eindeutige Quelle für Covid 19 Infektionen. Die von den Yanomami und Ye`quana gestartete Kampagne unter #MinersOut CovidOut#, die von brasilianischen und internationalen Verbündeten unterstützt wird, hat inzwischen über 410.000 Unterschriften zur Unterstützung des indigenen Kampfes gesammelt.

Yanomami und Ye`quana starten gemeinsam eine Kampagne

Yanomami und Ye`quana starten gemeinsam eine Kampagne

„Wir bitten um dringende Entfernung der Invasoren aus unserem Land. Wir möchten dieses Dokument den brasilianischen Behörden vorlegen. Es ist ein Instrument, um die Probleme mit der Invasion von Goldsuchern, der Kontamination der Umwelt einschließlich unserer Flüsse und der Kontamination durch Krankheiten wie diese Epidemie, die viele Menschen getötet hat, anzuprangern“, sagt Dário Kopenawa Yanomami, Vice-Präsident von Hutukara.

Der Bericht verurteilt nicht nur die derzeitige mangelnde Kontrolle über die Corona-Pandemie im Yanomami-Territorium, sondern zeigt auch auf, wie diese sich im Yanomamigebiet entwickelt hat. Viele Yanomami waren vor dem Ausbruch der Pandemie durch Krankheiten wie Malaria geschwächt, deren Auftreten sich in den letzten fünf Jahren vervierfacht hat! Solche Vorerkrankungen machen sie noch anfälliger für eine weitere Virusinfektion.

Unser Yanomami-Büro in Blumenthal

Im letzten Jahr hat uns unsere langjährige Mitarbeiterin und Buchhalterin Maren Doobe verlassen. Sie erledigte monatlich die Abbuchungen der Beiträge unserer Freundeskreis-Mitglieder. Liebe Maren, vielen Dank für Deine langjährige und zuverlässige Büroarbeit!
Seit einigen Monaten erledigt nun diese Arbeit Eva Piest, eine langjährige Freundin und Lehrerin der Gemeinschaftsschule im Nachbardorf Nortorf.


Danksagung an unseren Yanomami-Freundeskreis und an alle Spender

Maren Doobe verläßt unser Yanomami-Büro

Maren Doobe verläßt unser Yanomami-Büro

Im letzten Jahr gab es leider keine Schüleraktionen oder Benfiz-Veranstaltungen zugunsten der Yanomami. Corona bestimmt seit über zwei Jahren unser Leben. Dass ihr als Mitglieder im Yanomami-Freundeskreis weiterhin die Yanomami unterstützt, dafür bin ich euch sehr dankbar!

Für die Unterstützung unserer Yanomami-Arbeit möchte ich mich auch bei den folgenden Spendern herzlich bedanken:

Stiftung, Betriebe, Theater und Organisationen
Bündnis mit Indianern Südamerikas e.V. aus Eggenfelden
Eneratio Ingenieurbüro GBR aus Hamburg
Kath. Pfarrkirchenstiftung St. Martinus Mehring
Landschaft und Siedlung AG
Lebensraum-Regenwald e.V. von Roland Zeh
Oswald-Stiftung aus Pfarrkirchen
Schauspielhaus Zürich AG
TAC-Verlag Karl Wenning
Wortwechsel Verlag GmbH, Ulrike Steffen

Einzelspender und Unterstützer

Marion und Herbert feierten ihren Geburtstag zugunsten der Yanomami

Marion und Herbert feierten ihren Geburtstag zugunsten der Yanomami

Perihan Atug, Johannes Barthel, Wolfgang Baumüller, Maria Benkert, Kerstin Bensch, Martina Berger, Kathrin Beutin, Dr. Bernd Jürgen und Simone Bundschuh, Richard Borggrewe, Hans Bornefeld, Petra und Jörg Bonin, Friedhilde und Rolf Brandt, Rudolf Brunner, Hartmut Bunjes, Jörg Franz-Josef Danne, Birgit Kuhlmann-Deutz und Joachim Deutz, Andrea Fischer-Bickert, Monika Maria Gernert, Marwin Leon Szmula Gonzalez, Diane Granitz, Christian Griebl, Gerhard Haverkamp, Anna Hegele, Inge Heier, Angelika Heinsen, Jan Henselder, Sinje Kätsch, Stefan Kiehl, Monika Kienass, Karen Knutzen-Mies und Herbert Mies, Henning Köhlert, Bettina Kolm, Andrea Konopka, Christhard Kotte, Dagmar Kuhnhenn, Anna Kühl, Anneliese Lauscher, Maria Ester Gonzalez Losada, Alexander Mater, Christoph Maurer, Matthias Merget, Hermine Mittermeier, Andrea Moser, David Muchau, Kirsten Nehberg, Andreas Niepage, Wolfgang Nottmeier, Dagmar Olsen und Dietmar Volkers, Jens und Anna Otto,Thorsten Pagalies, Markus Pfeifer, Christiane Pieper, Ricarda Quick, Norbert Reis, Manfred und Ingrid Reithofer, Anne-Katrin Roever-Plagmann, Nadjy Python, Gisela Schmieder, Ellen Schröter, Alessandro Rocco Silvestri und Fatima Christina Elisabeth, Dr. Alexander Spaar, Joachim Stachelscheid, Dr. Florian Steiner, Marion Strauss-Barthel und Herbert Barthel, Kerstin Struck, Gabriele Sutor-Krüger, Monika Theissing, Rosario Luz Mendivil Trelles, Cornelia Edith Vettel, Ulrich Wandt, Gundula, Sophie und Thilo Weber, Franz Wetzl, Irina Wiessner, Sabine Willmann, Roger Windrich, Angelika Winkler, Wolfgang Zierke, Beate Ziethen

Mein Plan für 2022
Zunächst möchte ich mich im Februar in Boa Vista mit Davi Kopenawa Yanomami von der Organisation Hutukara treffen, der für seine unermüdliche Arbeit im Jahr 2019 den Alternativen Nobelpreis in Stockholm erhalten hat. Von ihm werde ich ausführliche Informationen über die Situation im Yanomami-Gebiet erhalten. Mit der Yanomami-Hilfe e.V. und einer weiteren Stiftung möchten wir seine politische Arbeit weiterhin unterstützen. Gemeinsam werden wir besprechen, was im Augenblick an Hilfe im Yanomami-Gebiet notwendig und möglich ist.

Seit 30 Jahren verbindet uns eine Freundschaft. Davi Kopenawa und Christina Haverkamp

Seit 30 Jahren verbindet uns eine Freundschaft. Davi Kopenawa und Christina Haverkamp

Ich hoffe, dass wir unsere zweite Krankenstation in Papiu Kayanau komplett renovieren können. Dafür brauche ich einen Holzfäller, zwei Handwerker und die Möglichkeit mit einem Buschflugzeug vom Gesundheitsministerium ins Yanomami-Gebiet nach Papiu zu fliegen.
Ob das in Zeiten von Corona möglich ist, werde ich erst vor Ort in Boa Vista sehen. Solange uns die Pandemie weltweit begleitet, gibt es keine Planungssicherheit. Ich muss mich in Geduld und Gelassenheit üben, was mir sehr schwer fällt! Anbei schicke ich euch eine Rede von Davi Kopenawa mit einem aktuellen Appell.

Vielen Dank für eure treue und großzügige Unterstützung!
Ich freue mich sehr auf das Wiedersehen mit den Yanomami.

Christina Haverkamp

Rede mit Appell von Davi Kopenawa Yanomami

3. Januar 2022

Wir sind sehr besorgt, traurig und wütend. 2021 war ein sehr schlechtes Jahr für die indigenen Völker. Im Yanomami-Land nahmen Xawaras (Krankheiten) und auch die Zahl der Eindringlinge zu. Es gibt mehr als 20.000 Goldsucher, die jeden Tag unsere Gemeinden zerstören, um Gold zu gewinnen und leichtes Geld zu verdienen. Wohin sie auch gehen, hinterlassen sie eine Spur der Zerstörung, der Gewalt, der Drogen, der Prostitution und des Todes.
Im Jahr 2022 wird die Invasion fortgesetzt. Präsident Bolsonaro unternimmt keine Schritte, um die Goldsucher zu vertreiben. Er will sie da nicht rausholen – ganz im Gegenteil!

Davi Kopenawa

Davi Kopenawa

Ich bin ein Schamane und ich bin nicht allein. Nur Schamanen kennen die Vision von der Zukunft Brasiliens und der Welt. Der Tɨtɨri (Geist des Waldes) kommuniziert mit den Schamanen. Wir sind mit dem Land und dem Wald verbunden. Wir alle, Menschen des Planeten, werden leiden, da wir bereits leiden. Unsere Welt, der Planet Erde, ist sehr bedroht.

Tausende Menschen sind bereits an der Krankheit Krukuri sɨkɨ wai (Covid-19) gestorben. Die Nicht-Indigenen in der Stadt denken, dass sie nicht krank werden, aber sie werden es. Umweltverschmutzung bringt die bereits weit verbreitete Xawara in den Wald und ins Meer. Die Welt ist voller Probleme.

Die Stadtbewohner denken, dass der Planet in Ordnung ist, aber tief im Inneren wissen diejenigen von uns, die mit Tɨtɨri sprechen, dass es nicht so ist. Der Planet Erde schreit und bittet um Hilfe, damit der Wald geschützt wird. Die Stadtbewohner können den Hilferuf von Mutter Erde nicht hören.

Wir müssen den Planeten Erde in Ruhe lassen, weil er große Schmerzen hat. Das verlangt er auch von mir und ich sehe und höre dieses Leiden. Ich bin besorgt. Wir wissen nicht, wie wir die Lunge der Erde heilen sollen. Wir haben kein Heilmittel. Wir Yanomami und Nicht-Indigene müssen die Erde gemeinsam heilen. Ich bin eine kleine Ameise, trage meinen Teil bei und kümmere mich um meine Menschen. Das ist meine Rolle.

Deshalb verkünde ich der ganzen Welt, was im Yanomami-Land passiert. Wenn die Eindringlinge nicht entfernt werden, wird das Leiden noch schlimmer! An der Spitze des Apiaú-Flusses, wo es angeblich viel Gold gibt, ist die Heimat meiner Moxihatëtëma-Verwandten, der isolierten Indianer, wie Nicht-Indigene sie nennen. Sie können sich nicht verteidigen. Sie kennen die Goldsucher nicht, sie wissen nicht einmal, dass es Gold gibt. Ich mache mir große Sorgen um sie. Sesai, die Gesundheitsbehörde für indigene Völker, kümmert sich nicht um die Yanomami und Ye’kwana. Deshalb bin ich hixiu (wütend).

In Homoxi ist die Situation schlecht und wird immer schlimmer. Dort wurde bereits 1986 und 1991 Goldabbau betrieben, jetzt ist er noch stärker zurückgekommen. In Xitei haben die Goldsucher viel abgeholzt, laut Experten hat die Abholzung zwischen Dezember 2020 und September dieses Jahres um 1000 % zugenommen.
Jeder, der illegal Gold kauft, ist auch ein Goldschürfer. Die Besitzer der Geschäfte, die Gold kaufen und verkaufen, sind ebenfalls in dieses Verbrechen verwickelt. Flugzeugbesitzer und Piloten sind Kriminelle. Es ist ein Verbrechen, im Land der Yanomami und in allen anderen indigenen Gebieten Brasiliens Bergbau zu betreiben! Warum wird Artikel 231 der Verfassung, der für nicht-indigene Völker geschaffen wurde, nicht angewandt? Warum lassen die Behörden die Yanomami sterben?

Um das Jahr 2022 herum werde ich nur diejenigen beraten, die indigene Völker unterstützen. Ich werde die Regierung , die indigene Völker tötet, nicht beraten. Ich werde die kämpfenden Verwandten beraten, wie die Kayapó, Xavante, Tucano, Macuxi, Wapichana, Wamiri-Atroari, Munduruku, Ye’kwana und Yanomami – die Freunde der Waldvölker.
Lassen Sie uns gemeinsam weitergehen, gemeinsam kämpfen, bis Präsident Bolsonaro die Macht verlässt. Ich werde abwarten, ob sich Ende des Jahres nach den nächsten Wahlen ein anderer Präsident um den Wald und Brasilien kümmert. Ich bin immer misstrauisch. Ich kenne bereits den Weg der Zivilisation. Aber ich werde weiterhin um Unterstützung bitten, um zu versuchen, unsere Natur, unsere Mutter Erde, zu retten.

Dankeschön für eure weitere Unterstützung

Dankeschön für eure weitere Unterstützung

Yanomami-Hilfe e.V., Hökerberg 1, 24241 Blumenthal, Telefon 0 43 47 – 70 81 34
E-Mail: office[at]yanomami-hilfe.de, Internet: www.yanomami-hilfe.de
Sparkasse Mittelholstein, IBAN DE 08 2145 0000 0003 3882 28