Hallo liebe Yanomami-Freunde,
für mich war das letzte Jahr ein Jahr der Reflexionen. Ich glaube, dass wir mit unserem Verein Yanomami-Hilfe e.V. auf dem richtigen Weg sind, die Yanomami in Ihren Rechten zu stärken. Für Eure Unterstützung möchte ich mich auch in diesem Jahr ganz herzlich bedanken. Mit den regelmäßigen Beiträgen können wir sicherer planen und unsere Projekte durchführen.
Anfang Februar nach meinen letzten Vorträgen in Schleswig-Holstein und Aschaffenburg fliege ich wieder nach Brasilien, um dort mit Anna Ballester in Poraquêquara ein Schulungszentrum für die Yanomami aufzubauen. Anna lebt seit 17 Jahren bei den Yanomami. Sie bildete in den letzten Jahren viele Yanomami-Lehrer aus, die nun in ihren Dörfern die Kinder unterrichten. Was jedoch hier im Rio Negro Gebiet fehlt, ist eine eigene Yanomami-Organisation, sowie die Organisation Hutukara von Davi Kopenava in Roraima.
Da es unter den Yanomami noch viele Stammesfeindlichkeiten gibt, will Anna Häuptlinge und junge Dorfvertreter zu Seminaren einladen, um sich gemeinsam zu organisieren. Damit die Yanomami ihre Rechte selbst vertreten und sich vor Eindringlinge von außen stark machen können, brauchen sie ein politisches Bewusstsein. Wir möchten den Yanomami Unterstützung geben, dass sie die Welt außerhalb ihres Gebietes besser verstehen können. Nur dann können sie eigenständig entscheiden, wie sie sich selbst, ihr Land und ihre Kultur vor den anliegenden bedrohlichen Belangen schützen können.
Für die Fortführung dieses Projektes werden wir einen Antrag beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) stellen, damit die Arbeit für mindestens 7 Jahre gesichert ist. Da die Yanomami-Hilfe e.V. seit über 5 Jahren besteht und alle Jahres- und Finanzberichte von der Antragsstelle Bengo überprüft und abgesegnet wurden, dürfen wir beim BMZ einen Förderantrag für dieses Projekt stellen.
Unser Verein Yanomami-Hilfe e.V. finanzierte im letzten Jahr eine weitere Sprechfunkstation in Ocamo, damit die dort lebenden Yanomami bei Gefahr Hilfe von außerhalb anfordern können. Durch ein gut ausgebautes Sprechfunknetz in den sehr abgelegenen Yanomami-Dörfer, können sich die Yanomami besser organisieren und gegenseitig unterstützen.
Zur Zeit sind alle Yanomami-Krankenstationen im Orinokogebiet mit venezolanischen Ärzten besetzt, die in Kuba ausgebildet wurden. Die junge Ärztin Claris Camacho, die in unserer Krankenstation in Mavaquita arbeitet, teilte per Internet mit, dass die medizinische Versorgung der Yanomami gut funktioniere. Unsere Yanomami-Krankenhelfer Christoval und Pancho arbeiten dort mit großen Interesse und Einsatz. So werden die kranken Yanomami in Mavaquita und den Nachbardörfern rechtzeitig medizinisch versorgt. Die neunzehn bereits ausgebildeten Yanomami-Krankenpfleger haben an weiteren medizinischen Fortbildungskursen des Gesundheitsministerium MSDS in Puerto Ayacucho teilgenommen und arbeiten in verschiedenen Krankenstationen.
Im letzten Jahr drangen wieder zahlreiche Goldsucher ins brasilianische Yanomami-Gebiet ein. Durch die Weltwirtschaftskrise ist der Wert des Goldes fast um das Dreifache gestiegen. Nicht weit von unserer Krankenstation in Papiu suchten Eindringlinge im Fluss Mucajai nach Gold. Über das von uns finanzierte Sprechfunkgerät informierten die Yanomami die Polizei und die staatliche Indianerschutzbehörde FUNAI.
Zusammen mit der Yanomami-Organisation Hutukara von Davi Kopenava in Boa Vista gelang es den Yanomami ein brasilianisches Fernsehteam auf dieses Problem aufmerksam zu machen. Das Team flog in das Gebiet hinein und berichtete vor Ort über die Zerstörung des Regenwaldes. Es dauerte nicht lange und die Polizei holte die Goldsucher heraus und zerstörte ihre Maschinen für die Goldgewinnung. Dies war ein großer Erfolg für die Yanomami!
Im November führte ich ein Gespräch in Oslo mit Torkjell Leira von der norwegischen Rainforest Foundation. Die NGO wurde 1987 von Sting und seiner Frau Trudie Styler gegründet und wird in Norwegen mittlerweile von der Regierung finanziert. Vielleicht haben wir Glück, dass die Yanomami in Venezuela Unterstützung von der norwegischen Rainforest Foundation erhalten. Langsam sind nun auch die Yanomami in Venezuela dabei, sich zu organisieren. Luis Shatiwe Yanomami, der seit einigen Jahren sich für die Gesundheitsversorgung der Yanomami einsetzt, ist gerade dabei, die Yanomami Organisation „Horonami“ zu gründen.
Nachdem ich im Frühjahr einen Vortrag an der HansBrüggemann-Schule in Bordesholm hielt, entschieden die Schüler, den jährlichen Lauf um den Bordesholmer See dieses Mal als Sponsorlauf für die Yanomami durchzuführen.
600 Schüler liefen bei schönen Wetter 5 km um den See. Dabei kamen über 3200 Euro zusammen! Die Resonanz der Medien war sehr gut. Die schnellste Läuferin und der schnellste Läufer erhielten einen original Yanomami-Pfeil und Bogen.
Christina mit den Siegern: Lukas Sander und Hannah Roy
Im Herbst bekamen wir von der Bingo-Lotterie die Zusage für die finanzielle Unterstützung einer Yanomami-Umwelt-Ausstellung. Auch die Sparkasse Mittelholstein stellte Gelder für diese Ausstellung bereit. Die sechs Schautafeln beschreiben das Leben und die Bedrohung der Yanomami, die Bedeutung des Regenwaldes, die Auswirkung der Klimaveränderung, die Projekte und Aktionen unseres Yanomami-Hilfe Vereins und „was jeder tun kann“. Diese Ausstellung soll als Vorund Nachbereitung der Vorträge und für Yanomami Aktionen eingesetzt werden.
Ende des Jahres hielt ich Vorträge an Schulen in Bayern, Schweden, Frankreich und in Boston an der Harvard University für das Department for Human Rights and Health. Das Interesse vom Leben der Yanomami zu erfahren war überall sehr groß. Für die Harvard University soll ich im Herbst weitere Vorträge halten. Ich hoffe, dass die Yanomami durch eine zunehmende weltweite Bekanntheit auch besser geschützt werden.
In wenigen Tagen werde ich bei den Yanomami am Rio Marauia sein. Ich freue mich auf das Wiedersehen mit den Yanomami und auf das gemeinsame Schulprojekt mit Anna Ballester. Ende April bin ich wieder in Deutschland und Berichte von der Arbeit bei den Yanomami unter www.yanomami-hilfe.de. Unsere Mitarbeiterin Heike Pries wird von Blumenthal aus Vorträge organisieren und die Yanomami-Umwelt-Ausstellung vorbereiten.
Ich wünsche Euch alles Liebe, Gesundheit und Zufriedenheit!
Viele Grüße kurz vor Abflug
Eure Christina Haverkamp