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Jahresbericht 2021

Blumenthal, Januar 2022

 

Liebe Yanomami-Freundinnen und Freunde

Schulvorträge in Frankreich

Schulvorträge in Frankreich

dieses Mal bekommt ihr den Jahresbericht kurz bevor ich in wenigen Tagen für zwei bis drei Monate nach Brasilien reise und mich mit den Yanomami im Amazonasgebiet von Roraima treffe.
Im letzten Jahr konnte ich während der anhaltenden Corona-Pandemie kaum Vorträge an Schulen in Deutschland halten. Alle meine Vorträge, die ich für den Herbst in Bayern organisiert hatte, wurden wegen der hohen Inzidenz abgesagt. Sehr, sehr schade!!!

Dafür konnte ich im Oktober in Frankreich viele Vortäge an Schulen halten, die Anna Ballester in ihrem Wohnort Ecommoy in der Nähe von Le Mans organisiert hatte. Das Interesse der Schüler in Frankreich war sehr groß. Nach den Vorträgen musste ich viele Fragen beantworten. Und das alles auf Französisch! Das war für mich eine große Herausforderung.

Öffentlichkeitsarbeit mit Anna Ballester in Ecommoy

Öffentlichkeitsarbeit mit Anna Ballester in Ecommoy

Anna Ballester hatte eine Yanomami-Ausstellung mit 200 Bildern im Kulturzentrum von Ecommoy vorbereitet. Mit der Presse und lokalem Fernsehen konnten wir auf die Ausstellung und auf die bedrohte Situation der Yanoma- mi im Amazonasgebiet intensiv aufmerksam machen. Zum Abschluss hielten Anna und ich gemeinsam einen Vortrag vor vielen interessierten Zuschauern in der Stadthalle von Ecommoy.

Wegen der Corona-Pandemie konnte ich im letzten Jahr nicht die Yanomami im Amazonasgebiet besuchen. In der Urwaldmetropole Manaus hatte man die Pandemie unterschätzt und nicht unter Kontrolle. Anfang Januar kollabierte das Gesundheitssystem völlig und Manaus wurde zum Corona-Brennpunkt. Viele Patienten starben in den Krankenhäusern auf Intensivstationen, da Sauerstoff-Flaschen für die Behandlungen fehlten.

Versammlungen bei den Yanomami

Treffen der Yanomami vom Rio Marauia

Treffen der Yanomami vom Rio Marauia

Im Oktober 2021 unterstützten wir mit unseremYanomami-Hilfeverein ein großes Treffen der Indigenen am Fluss Marauia. Viele Yanomami aus den verschiedenen Dörfern kamen für einige Tage zusammen, um sich auszutauschen und über die Probleme in ihren Dörfern zu reden und gemeinsam Lösungen zu finden.

Solche Treffen sind sehr wichtig, damit die Yanomami sich als eine große Gruppe verstehen und erkennen, dass sie sich gemeinsam für ihre Rechte einsetzen müssen.

Vor ein paar Monaten wurde Mitgliedern der wissenschaftlichen Stiftung Oswaldo Cruz (Fiocruz) von der FUNAI (staatliche Indianerschutzbehörde) der Zutritt ins Yanomamigebiet verwehrt. Dabei berief sich die Funai auf eine Verordnung vom März 2020, welche vorsieht, dass indigene Gebiete vorerst nur im größten Notfall betreten werden dürfen. Doch Unterernährung, Malaria und Corona verschlechtern die Situation der Yanomami zunehmend.

Eine neue Goldsucherinvasion und Corona bedrohen die Yanomami

Ende letzten Jahres fand das zweite Forum der Yanomami und Ye`kwana Indigenen in Boa Vista statt. Es wurde ein Forderungskatalog erstellt, welcher staatlichen Institutionen und Ministerien überreicht wurde. Gefordert werden unter anderem die regelmäßige medizinische Versorgung durch Ärzte, die sich mit den Traditionen und Lebensweisen der Indigenen auskennen. Ebenso wird eine Wasseruntersuchung der Seen und Flüsse im Yanomamigebiet gefordert, wo Goldsucher arbeiten und zur Goldgewinnung Quecksilber verwenden.

Goldsucher und jetzt auch noch Corona im Yanomami-Gebiet.

Laut ISA ( Sozial-Ökologisches Institut ) wurden weniger als 5 % der Yanomami in Brasilien geimpft. Ein großer Teil der Yanomami vertraut dem Impfstoff nicht. Sie fordern mit noch mehr Nachdruck, dass alle Goldsucher aus ihrem Gebiet herausgeholt werden. Sie zerstören nicht nur den Regenwald, sondern bringen Malaria und jetzt auch noch Corona ins Yanomami-Gebiet. Um uns zu schützen sollen wir uns nun mit einen Impfstoff spritzen lassen, dem wir nicht vertrauen?

Seit Juni letzten Jahres hat die Yanomami-Organisation Hutukara die Beseitigung der Tausenden illegaler Goldsucher gefordert, die auf dem Territorium arbeiten und Überträger der Krankheiten sind. Illegale Bergbaubetriebe sind eine eindeutige Quelle für Covid 19 Infektionen. Die von den Yanomami und Ye`quana gestartete Kampagne unter #MinersOut CovidOut#, die von brasilianischen und internationalen Verbündeten unterstützt wird, hat inzwischen über 410.000 Unterschriften zur Unterstützung des indigenen Kampfes gesammelt.

Yanomami und Ye`quana starten gemeinsam eine Kampagne

Yanomami und Ye`quana starten gemeinsam eine Kampagne

„Wir bitten um dringende Entfernung der Invasoren aus unserem Land. Wir möchten dieses Dokument den brasilianischen Behörden vorlegen. Es ist ein Instrument, um die Probleme mit der Invasion von Goldsuchern, der Kontamination der Umwelt einschließlich unserer Flüsse und der Kontamination durch Krankheiten wie diese Epidemie, die viele Menschen getötet hat, anzuprangern“, sagt Dário Kopenawa Yanomami, Vice-Präsident von Hutukara.

Der Bericht verurteilt nicht nur die derzeitige mangelnde Kontrolle über die Corona-Pandemie im Yanomami-Territorium, sondern zeigt auch auf, wie diese sich im Yanomamigebiet entwickelt hat. Viele Yanomami waren vor dem Ausbruch der Pandemie durch Krankheiten wie Malaria geschwächt, deren Auftreten sich in den letzten fünf Jahren vervierfacht hat! Solche Vorerkrankungen machen sie noch anfälliger für eine weitere Virusinfektion.

Unser Yanomami-Büro in Blumenthal

Im letzten Jahr hat uns unsere langjährige Mitarbeiterin und Buchhalterin Maren Doobe verlassen. Sie erledigte monatlich die Abbuchungen der Beiträge unserer Freundeskreis-Mitglieder. Liebe Maren, vielen Dank für Deine langjährige und zuverlässige Büroarbeit!
Seit einigen Monaten erledigt nun diese Arbeit Eva Piest, eine langjährige Freundin und Lehrerin der Gemeinschaftsschule im Nachbardorf Nortorf.


Danksagung an unseren Yanomami-Freundeskreis und an alle Spender

Maren Doobe verläßt unser Yanomami-Büro

Maren Doobe verläßt unser Yanomami-Büro

Im letzten Jahr gab es leider keine Schüleraktionen oder Benfiz-Veranstaltungen zugunsten der Yanomami. Corona bestimmt seit über zwei Jahren unser Leben. Dass ihr als Mitglieder im Yanomami-Freundeskreis weiterhin die Yanomami unterstützt, dafür bin ich euch sehr dankbar!

Für die Unterstützung unserer Yanomami-Arbeit möchte ich mich auch bei den folgenden Spendern herzlich bedanken:

Stiftung, Betriebe, Theater und Organisationen
Bündnis mit Indianern Südamerikas e.V. aus Eggenfelden
Eneratio Ingenieurbüro GBR aus Hamburg
Kath. Pfarrkirchenstiftung St. Martinus Mehring
Landschaft und Siedlung AG
Lebensraum-Regenwald e.V. von Roland Zeh
Oswald-Stiftung aus Pfarrkirchen
Schauspielhaus Zürich AG
TAC-Verlag Karl Wenning
Wortwechsel Verlag GmbH, Ulrike Steffen

Einzelspender und Unterstützer

Marion und Herbert feierten ihren Geburtstag zugunsten der Yanomami

Marion und Herbert feierten ihren Geburtstag zugunsten der Yanomami

Perihan Atug, Johannes Barthel, Wolfgang Baumüller, Maria Benkert, Kerstin Bensch, Martina Berger, Kathrin Beutin, Dr. Bernd Jürgen und Simone Bundschuh, Richard Borggrewe, Hans Bornefeld, Petra und Jörg Bonin, Friedhilde und Rolf Brandt, Rudolf Brunner, Hartmut Bunjes, Jörg Franz-Josef Danne, Birgit Kuhlmann-Deutz und Joachim Deutz, Andrea Fischer-Bickert, Monika Maria Gernert, Marwin Leon Szmula Gonzalez, Diane Granitz, Christian Griebl, Gerhard Haverkamp, Anna Hegele, Inge Heier, Angelika Heinsen, Jan Henselder, Sinje Kätsch, Stefan Kiehl, Monika Kienass, Karen Knutzen-Mies und Herbert Mies, Henning Köhlert, Bettina Kolm, Andrea Konopka, Christhard Kotte, Dagmar Kuhnhenn, Anna Kühl, Anneliese Lauscher, Maria Ester Gonzalez Losada, Alexander Mater, Christoph Maurer, Matthias Merget, Hermine Mittermeier, Andrea Moser, David Muchau, Kirsten Nehberg, Andreas Niepage, Wolfgang Nottmeier, Dagmar Olsen und Dietmar Volkers, Jens und Anna Otto,Thorsten Pagalies, Markus Pfeifer, Christiane Pieper, Ricarda Quick, Norbert Reis, Manfred und Ingrid Reithofer, Anne-Katrin Roever-Plagmann, Nadjy Python, Gisela Schmieder, Ellen Schröter, Alessandro Rocco Silvestri und Fatima Christina Elisabeth, Dr. Alexander Spaar, Joachim Stachelscheid, Dr. Florian Steiner, Marion Strauss-Barthel und Herbert Barthel, Kerstin Struck, Gabriele Sutor-Krüger, Monika Theissing, Rosario Luz Mendivil Trelles, Cornelia Edith Vettel, Ulrich Wandt, Gundula, Sophie und Thilo Weber, Franz Wetzl, Irina Wiessner, Sabine Willmann, Roger Windrich, Angelika Winkler, Wolfgang Zierke, Beate Ziethen

Mein Plan für 2022
Zunächst möchte ich mich im Februar in Boa Vista mit Davi Kopenawa Yanomami von der Organisation Hutukara treffen, der für seine unermüdliche Arbeit im Jahr 2019 den Alternativen Nobelpreis in Stockholm erhalten hat. Von ihm werde ich ausführliche Informationen über die Situation im Yanomami-Gebiet erhalten. Mit der Yanomami-Hilfe e.V. und einer weiteren Stiftung möchten wir seine politische Arbeit weiterhin unterstützen. Gemeinsam werden wir besprechen, was im Augenblick an Hilfe im Yanomami-Gebiet notwendig und möglich ist.

Seit 30 Jahren verbindet uns eine Freundschaft. Davi Kopenawa und Christina Haverkamp

Seit 30 Jahren verbindet uns eine Freundschaft. Davi Kopenawa und Christina Haverkamp

Ich hoffe, dass wir unsere zweite Krankenstation in Papiu Kayanau komplett renovieren können. Dafür brauche ich einen Holzfäller, zwei Handwerker und die Möglichkeit mit einem Buschflugzeug vom Gesundheitsministerium ins Yanomami-Gebiet nach Papiu zu fliegen.
Ob das in Zeiten von Corona möglich ist, werde ich erst vor Ort in Boa Vista sehen. Solange uns die Pandemie weltweit begleitet, gibt es keine Planungssicherheit. Ich muss mich in Geduld und Gelassenheit üben, was mir sehr schwer fällt! Anbei schicke ich euch eine Rede von Davi Kopenawa mit einem aktuellen Appell.

Vielen Dank für eure treue und großzügige Unterstützung!
Ich freue mich sehr auf das Wiedersehen mit den Yanomami.

Christina Haverkamp

Rede mit Appell von Davi Kopenawa Yanomami

3. Januar 2022

Wir sind sehr besorgt, traurig und wütend. 2021 war ein sehr schlechtes Jahr für die indigenen Völker. Im Yanomami-Land nahmen Xawaras (Krankheiten) und auch die Zahl der Eindringlinge zu. Es gibt mehr als 20.000 Goldsucher, die jeden Tag unsere Gemeinden zerstören, um Gold zu gewinnen und leichtes Geld zu verdienen. Wohin sie auch gehen, hinterlassen sie eine Spur der Zerstörung, der Gewalt, der Drogen, der Prostitution und des Todes.
Im Jahr 2022 wird die Invasion fortgesetzt. Präsident Bolsonaro unternimmt keine Schritte, um die Goldsucher zu vertreiben. Er will sie da nicht rausholen – ganz im Gegenteil!

Davi Kopenawa

Davi Kopenawa

Ich bin ein Schamane und ich bin nicht allein. Nur Schamanen kennen die Vision von der Zukunft Brasiliens und der Welt. Der Tɨtɨri (Geist des Waldes) kommuniziert mit den Schamanen. Wir sind mit dem Land und dem Wald verbunden. Wir alle, Menschen des Planeten, werden leiden, da wir bereits leiden. Unsere Welt, der Planet Erde, ist sehr bedroht.

Tausende Menschen sind bereits an der Krankheit Krukuri sɨkɨ wai (Covid-19) gestorben. Die Nicht-Indigenen in der Stadt denken, dass sie nicht krank werden, aber sie werden es. Umweltverschmutzung bringt die bereits weit verbreitete Xawara in den Wald und ins Meer. Die Welt ist voller Probleme.

Die Stadtbewohner denken, dass der Planet in Ordnung ist, aber tief im Inneren wissen diejenigen von uns, die mit Tɨtɨri sprechen, dass es nicht so ist. Der Planet Erde schreit und bittet um Hilfe, damit der Wald geschützt wird. Die Stadtbewohner können den Hilferuf von Mutter Erde nicht hören.

Wir müssen den Planeten Erde in Ruhe lassen, weil er große Schmerzen hat. Das verlangt er auch von mir und ich sehe und höre dieses Leiden. Ich bin besorgt. Wir wissen nicht, wie wir die Lunge der Erde heilen sollen. Wir haben kein Heilmittel. Wir Yanomami und Nicht-Indigene müssen die Erde gemeinsam heilen. Ich bin eine kleine Ameise, trage meinen Teil bei und kümmere mich um meine Menschen. Das ist meine Rolle.

Deshalb verkünde ich der ganzen Welt, was im Yanomami-Land passiert. Wenn die Eindringlinge nicht entfernt werden, wird das Leiden noch schlimmer! An der Spitze des Apiaú-Flusses, wo es angeblich viel Gold gibt, ist die Heimat meiner Moxihatëtëma-Verwandten, der isolierten Indianer, wie Nicht-Indigene sie nennen. Sie können sich nicht verteidigen. Sie kennen die Goldsucher nicht, sie wissen nicht einmal, dass es Gold gibt. Ich mache mir große Sorgen um sie. Sesai, die Gesundheitsbehörde für indigene Völker, kümmert sich nicht um die Yanomami und Ye’kwana. Deshalb bin ich hixiu (wütend).

In Homoxi ist die Situation schlecht und wird immer schlimmer. Dort wurde bereits 1986 und 1991 Goldabbau betrieben, jetzt ist er noch stärker zurückgekommen. In Xitei haben die Goldsucher viel abgeholzt, laut Experten hat die Abholzung zwischen Dezember 2020 und September dieses Jahres um 1000 % zugenommen.
Jeder, der illegal Gold kauft, ist auch ein Goldschürfer. Die Besitzer der Geschäfte, die Gold kaufen und verkaufen, sind ebenfalls in dieses Verbrechen verwickelt. Flugzeugbesitzer und Piloten sind Kriminelle. Es ist ein Verbrechen, im Land der Yanomami und in allen anderen indigenen Gebieten Brasiliens Bergbau zu betreiben! Warum wird Artikel 231 der Verfassung, der für nicht-indigene Völker geschaffen wurde, nicht angewandt? Warum lassen die Behörden die Yanomami sterben?

Um das Jahr 2022 herum werde ich nur diejenigen beraten, die indigene Völker unterstützen. Ich werde die Regierung , die indigene Völker tötet, nicht beraten. Ich werde die kämpfenden Verwandten beraten, wie die Kayapó, Xavante, Tucano, Macuxi, Wapichana, Wamiri-Atroari, Munduruku, Ye’kwana und Yanomami – die Freunde der Waldvölker.
Lassen Sie uns gemeinsam weitergehen, gemeinsam kämpfen, bis Präsident Bolsonaro die Macht verlässt. Ich werde abwarten, ob sich Ende des Jahres nach den nächsten Wahlen ein anderer Präsident um den Wald und Brasilien kümmert. Ich bin immer misstrauisch. Ich kenne bereits den Weg der Zivilisation. Aber ich werde weiterhin um Unterstützung bitten, um zu versuchen, unsere Natur, unsere Mutter Erde, zu retten.

Dankeschön für eure weitere Unterstützung

Dankeschön für eure weitere Unterstützung

Yanomami-Hilfe e.V., Hökerberg 1, 24241 Blumenthal, Telefon 0 43 47 – 70 81 34
E-Mail: office[at]yanomami-hilfe.de, Internet: www.yanomami-hilfe.de
Sparkasse Mittelholstein, IBAN DE 08 2145 0000 0003 3882 28

Jahresbericht 2019

Blumenthal,
Februar 2020

Liebe Yanomami-Freundinnen und Freunde

Es begann mit einer bösen Überraschung
Im vorletzten Jahr besuchte ich die Yanomami am Rio Marauia und unsere Krankenstation in Ixima. Auf der großen Versammlung im Dorf Apuí brachte ich den Yanomami acht Sprechfunkgeräte, die ich in Deutschland gekauft hatte. Trotz Empfehlungsschreiben der brasilianischen Botschaft aus Berlin und der Yanomami-Organisation Kurikama, dass diese Funkgeäte notwendige Hilfsinstrumente für die Yanomami-Dörfer und Krankenstationen seien, musste ich bei der Einreise am Flughafen in Rio erhebliche Zollgebühren bezahlen.

Vortrag in Rio vor Medizinstudenten

Vortrag in Rio vor Medizinstudenten

Ansonsten hätte man die Geräte beschlagnahmt. Man drohte mir sogar mit weiteren Strafen bis hin zur Verhaftung.

In den letzten Jahren konnte ich den Yanomami über 30 Sprechfunkgeräte bringen. Damit sind nun alle Dörfer am Rio Marauia und Rio Preto mit Sprechfunkgeräten versorgt. Die Yanomami können sich jetzt viel besser organisieren und bei Gefahr durch Goldsucher Hilfe von außerhalb anfordern. Die letzten acht Sprechfunkgeräte wurden mit Solaranlage, Batterie und Antenne in den Dörfern Aguas Vivas, Laginha, Pohoroa, Pukima Bera, Xamakarono, Kona, Manakapewei und Raiter installiert.

Unsere Krankenstation hat wieder einen neuen Anstrich

Unsere Krankenstation hat wieder einen neuen Anstrich

Um auch in Brasilien über die Yanomami zu berichten, hielt ich Vorträge in Rio an der Favela-Schule von Santa Theresa und an der privaten Universität Grandrio in Barra da Tijuca, zwei extrem unterschiedliche Orte zwischen arm und reich. Die brasilianischen Schüler und Studenten zeigten sich sehr interessiert an das außergewöhnliche Leben der Yanomami und dem Regenwald.

Das letzte Jahr 2019 war für mich sehr erlebnisreich. Mit Erfolg konnten wir unsere erste Krankenstation in Ixima komplett renovieren! Der Transport des Baumaterials über die vier gefährlichen Stromschnellen des Rio Marauía war sehr anstrengend. David Muchau, ein ehemaliger Schüler der Regionalschule Wörth, der in São Paulo Elektrotechnik zu studiert hat, kam spontan mit, um in der Krankenstation die neue Elektrikanlage zu installieren und bei weiteren Arbeiten mitzuhelfen. Edmar und Junior nahm ich von Santa Isabel mit, damit sie die Verputz- und Holzarbeiten erledigten.

Regale werden von den Yanomami gestrichen

Regale werden von den Yanomami gestrichen

Die Yanomami von Ixima hatten uns schon erwartet und viele Steine zur Absicherung der hinteren Grundmauer für die Krankenstation aus dem Fluss geholt. Über 20 Yanomami – jung und alt – halfen bei den Schlepparbeiten. Auch der neue Anstrich der Krankenstation mit den Schränken und Regalen wurde überwiegend von den jungen Yanomami-Helfern Edgar, Robson, Silvio und Arnaldo erledigt.

Die Yanomami auf dem Weg zur Selbstbestimmung

Die Yanomami-Frauen freuen sich über die neuen Moskitonetze

Die Yanomami-Frauen freuen sich über die neuen Moskitonetze

Diesmal brachte ich den Yanomami-Müttern und Kinder über 100 Moskitonetze. Zum Dank gaben sie mir dafür selbstgemachte Körbe, die ich auf meiner Rückreise in einem Laden von Manaus verkaufen konnte. Somit habe ich wieder das Geld, um beim nächsten Mal weitere 100 Moskitonetze für die Männer zu kaufen. Die Moskitonetze sind ein wichtiger Schutz gegen die Malariamücke. Dort, wo die Yanomami in ihren Hängematten unter einem guten Moskitonetz schlafen, gibt es deutlich weniger Malariaerkrankungen.

Bernadette arbeitet gern in Ixima

Bernadette arbeitet gern in Ixima

Bernadette, die derzeitige Krankenschwester in Ixima, zeigte mir freudig das Schlangenserum im Behandlungsraum, das nicht mehr gekühlt aufbewahrt werden muss.

„Marliese“ das geliebte Aluboot der Yanomami, welches wir damals durch eine Schulaktion der Regionalschule Wörth anschaffen konnten, musste dringend repariert werden. Wasser drang durch viele Löcher ins Boot. Für die Yanomami hatte Marliese einen „starken Schnupfen“. Wir zogen das Boot mit provisorischer Reparaturfüllung über den Fluss nach Santa Isabel und fanden dort einen Schweißer, der Marliese wieder gesund machte.

Brände im Regenwald

Marliese wird repariert

Marliese wird repariert

Es ist eindeutig, dass die Brände in den nordöstlichen Waldgebieten im letzten Jahr auf illegale Brandstiftung durch diejenigen zurückgehen, die ihn für ihre Interessen ausbeuten wollen: Holzhändler, Minenkonzerne und Viehzüchter. Wer neues Land für sich haben will, geht nach den alten Regeln vor: Entwalde das Land und es ist deins. Also brenne den Wald ab und lass dir dann ein Dokument ausstellen, dass es nun in deinem Besitz ist.

Als größter tropischer Regenwald der Welt spielt der Amazonas eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Klimawandel, da er Kohlendioxid aufnimmt und speichert. Wird der Regenwald abgeholzt oder angezündet, kann er diese Funktion nicht mehr erfüllen und gibt das zuvor gespeicherte Kohlendioxid wieder an die Atmosphäre ab. Solange die brasilianische Regierung unter dem neuen Präsidenten Bolsonaro nicht die Gewalt und die Gesetzlosigkeit bekämpft, die illegale Abholzungen erleichtern, wird die Zerstörung des größten Regenwaldes der Welt ungebremst weitergehen.

Beim Radiosender Lotte

Beim Radiosender Lotte

In Deutschland hatte ich im Mai ein ausführliches Interview beim Radiosender „Lotte“ in Weimar.

 

Klimanotstand in Kiel

Klimademo auf dem Rathausplatz Kiel

Klimademo auf dem Rathausplatz Kiel

Es geht nicht nur um den Regenwald und um die Yanomami im Amazonasgebiet. Auch hier bei uns in Deutschland muss etwas gegen die Klimaveränderung getan werden.

Die Aktivisten der Bürgerinitiative in Kiel haben im Mai 2019 ihr erstes Ziel erreicht: Kiel hat als erste deutsche Landeshauptstadt den Klimanotstand ausgerufen. Beim Klimanotstand geht es um ein klares Bekenntnis zum aktuellen wissenschaftlichen Stand in der Klimaforschung und damit zur Einsicht, dass für die Erhaltung lebenswichtiger Bedingungen auf der Erde schnelle, radikale Veränderungen notwendig sind.

Die „Fridays for Future“ Bewegung fordert unter anderem den Kohleausstieg bis 2030 und einen völligen Umstieg auf erneuerbare Energien bis 2035.

Ehemalige Krankenstation von Albert Schweizer

Ehemalige Krankenstation von Albert Schweizer

Am 6. September 2019 feierte ich meinen Geburtstag 60 plus und 30 Jahre Yanomami-Einsatz. Viele langjährige Freunde und Unterstützer meiner Arbeit hatte ich in meine WG-Blumenthal eingeladen. Auch mein alter Kampfgefährte Rüdiger Nehberg kam aus Hamburg. Es war ein schönes buntes gemeinsames Fest.

Im November lud mich Thorsten Görgens mit seiner Go-Aide-Stiftung nach Gabun und Namibia ein. In Gabun nahm ich an einer außergewöhnlichen Initiation der Bwiti teil. Auf den Besuch der ehemaligen Krankenstation von Albert Schweitzer in Lambarené hatte ich mich gefreut, da ich beim Bau unserer Krankenstationen im brasilianischen Urwald oft an Albert Schweitzer denken musste. Heute ist seine Krankenstation in Lambarené ein Museum. Man hat die Räumlichkeiten im Originalzustand mit allen Arbeits- und Gegenständen von damals gelassen. Albert Schweitzer stellte eine bedingungslose Humanität als sein Leitmotiv auf: „Ehrfurcht vor dem Leben“.

Yanomami-Vortrag für die Buschleute

Yanomami-Vortrag für die Buschleute

In Windhoek, der Hauptstadt von Namibia, hatte Ndamona Ya Otto von der Go-Aide-Stiftung mehrere Vorträge für mich organisiert. Das interessierte Publikum bestand aus Lehrern, Professoren, Menschrechtlern, Schülern, Studenten und Politikern. Nach den Vorträgen musste ich noch viele Fragen beantworten.

In Omandumba, 250 km nördlich von Windhoek, hatte ich die einmalige Gelegenheit, eine kleine Gruppe der San (Buschleute) kennenzulernen. Die San erinnerten mich sofort an die Yanomami mit ihrem sonnigen Gemüt und ihrer direkten, freundlichen und unkomplizierten Art. Moses zeigte mir, wie man Feuer ohne Feuerzeug und Streichhölzer macht, wie man aus Pflanzenfasern eine Sehne drillt, wie man einen Köcher für die Pfeile herstellt und wie sie mit Pfeil und Bogen schießen – und treffen!

Ich erzählte ihnen von den Yanomami im brasilianischen Urwald und sie hatten großes Interesse mehr von deren Leben zu erfahren. Auf meinem Laptop zeigte ich ihnen Bilder, die sie sich genau anschauten. Der Vortrag dauerte schließlich zwei Stunden im Schatten eines Baumes. Beim Abschied baten sie mich wieder zu kommen – mit einem Yanomami!

Davi Kopenawa erhält den Alternativen Nobelpreis 2019

Davi Kopenawa erhält den Alternativen Nobelpreis 2019

Anfang Dezember fuhr ich mit Anna Ballester im Flixbus nach Stockholm. Unser langjähriger Yanomami-Freund Davi Kopenawa erhielt zusammen mit der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg, der Menschenrechtskämpferin Aminatu Haidar aus der Westsahara und der chinesischen Frauenrechtlerin Guo Jianmei den Alternativen Nobelpreis. Es war eine sehr schöne und emotionale Feier, die live im schwedischen Fernsehen übertragen wurde. Diese internationale Auszeichnung ist für Davi Kopenawa nicht nur eine Anerkennung, sondern auch eine Bestärkung unserer Yanomami-Arbeit.

Für die Unterstützung unserer Yanomami-Arbeit möchte ich mich ganz herzlich bei allen bedanken!

Einzelne persönliche Spender

Dr. Mauro Monteiro Correia, Beate Ziethen, Claudia und Klaus Teuber, Dr. Lothar Viehöfer, Henning Köhlert, Walter und Ursula Abel, Ines Rechenberger, Ulrike Fiedler, Hans Strixner, Clemens Bittlinger und seine Geburtstagsfreunde, Jürgen und Brunhild Nitschmann, Dr. Florian Steiner, Christiane Pieper, Ulrich Wandt, Wolfgang Zierke, Hans Martin Schuler, Prof.Dr. Gerhard Schuler, Antje und Carl Lehmann, Dr. Uwe Schröder, Roland Pius Stumpf, Olga Charfreitag, Monika Gernert, Familie Weber, Andrea Stoltenberg, Gesine Skupin, Stefan Kiehl, Nina Ott, SPD-Ortsverein Hohenfelde, Beate Glende, Michael Müller, Susanne und Roger Windrich, Heinrich von der Decken, Gert Haverkamp, Hans-Heinrich Kahrs, Elisabeth Albert, Uli Zöller, Constanze Grohmann, Kathrin Beutin, Monika Kienass, Eva Diana Piest, Fin Walden, Kerstin Bensch, Rüdiger Nehberg, Roman Weber, Désirée Woinowski, Angelika Heinsen, Jasmin Seddigh-Raig, Steffi Breitbach, Marion Strauss-Barthel, Andrea Fischer-Bickert, Dietmar Volkers, Alide und Jürgen Landwehr, Friedhilde und Rolf Brandt, Dr. Anne-Katrin Roever-Plagmann, SI-Soroptimist Club Mosbach, Hans Bornefeld, Norbert Sill und Ulrike Blunk, Ester Wolnitza, Roland und Sabine Volkers, Karl Wenning TAC-Verlag, Henning Rohweder vom Hochseilgarten Altenhof, Ulrike Steffen Wortwechsel Verlag, Mattis Gern, Eine Welt Kreis „Sankt Martin“ aus Mehring in Bayern, Hanjo Haverkamp

Unterstützung von Organisationen

Benefizkonzert mit Clemens Bittlinger und dem Musikchor
„Yanomami“ aus Rhynern Ltg. Beate Langenhorst
Roland Zeh aus Nürnberg mit „Lebensraum Regenwald
Die Kolpingsfamilie Hamm-Rhynern mit einer Gottesdienstkollekte

Spenden statt Geburtstagsgeschenke

Pfarrer und Liedermacher Clemens Bittlinger aus Rimbach im Odenwald
Gymnasiallehrer Dietmar Volkers aus Melle

Spenden und Aktionen von Schülern

Sophie Weber verkauft ihre Weihnachtskarten

Sophie Weber verkauft ihre Weihnachtskarten

Solidaritätsmarsch der Maria Ward-Schulen in Altötting
Weihnachtsbazar des St.-Michaels-Gymnasium Metten
Weihnachtskartenverkauf von Sophie Weber in Eberbach
Kuchenverkauf Gesamtschule Werther, Klasse 6
Kuchenverkauf der Fridjof-Nansen Realschule München
Schülerspende der Realschule Waldkraiburg
Schülerspende des Graf Stauffenberg Gymnasiums, Osnabrück
Schülerspende der Gemeinschaftsschule Kellinghusen
Schülerspende Johann-Heinrich-Voß-Schule in Eutin
Schülerspende der Schule „Am Bürgergarten“ in Eilenburg
Spende der Klasse 6 c des Hohenstaufen Gym. in Eberbach
Spende der Klasse 6 c der Staatlichen Realschule in Viechtach

Besonders möchte ich mich bei meinen langjährigen treuen Yanomami-Freundeskreis-Mitgliedern bedanken. Durch Euch habe ich Sicherheit in der Planung und Durchführung unserer Projekte!! Totihi!

Meine nächste Reise 2020

In ein paar Tagen möchte ich wieder ins Amazonasgebiet reisen, um mir einen Eindruck über die augenblickliche politische Situation in Brasilien zu machen. Zunächst werde ich in Manaus intensive Gespräche mit Greenpeace führen und der CIMI, eine der wichtigsten und anerkanntesten Organisation zum Schutz der Indigenen in Brasilien. Danach fahre ich nach Boa Vista, um die neue Goldsucher-Invasion vor Ort anzuschauen und zu dokumentieren. Genau vor 30 Jahren begann hier meine Arbeit für die Yanomami. Tausende von Goldsuchern flogen damals mit kleinen Buschflugzeugen und Hubschraubern ins Yanomami-Gebiet und bedrohten mit ihrer rücksichtslosen Goldsuche das Leben der Yanomami.

Wir hatten es in den letzten Jahren geschafft, dass das Yanomami-Land als Indianerschutzgebiet anerkannt wurde und keine Goldsucher mehr ins Gebiet eindringen durften. Beginnt nun alles wieder von vorn?
Es bleibt ein Trost. Inzwischen sind die Yanomami sehr gut organisiert, kennen ihre Rechte und kämpfen gemeinsam mit anderen indigenen Gruppen. Sie haben erkannt, dass sie nur gemeinsam stark sind. Für uns, der Yanomami-Hilfe e.V. , gilt weiterhin der Grundsatz: „Solange wir die Indigenen Völker schützen, erhalten sie für uns die Natur“.

Darum herzlichen Dank für Eure weitere Unterstützung!
Christina Haverkamp
Ich wünsche Euch alles Liebe, Gesundheit und Zufriedenheit.

Dankeschön für eure weitere Unterstützung

Dankeschön für eure weitere Unterstützung

Yanomami-Hilfe e.V., Hökerberg 1, 24241 Blumenthal, Telefon 0 43 47 – 70 81 34
E-Mail: office[at]yanomami-hilfe.de, Internet: www.yanomami-hilfe.de
Sparkasse Mittelholstein, IBAN DE 08 2145 0000 0003 3882 28

Cohiba

Interview von Susanne Pohl, station to station, 2010
Cohiba, harte Bohne, eine die sich nicht weich kochen lässt, wird Christina Haverkamp von den Yanomami Indianern genannt.

Die Menschenrechtlerin und Abenteurerin lässt sich nicht weich kochen, von den Behörden nicht, vom Regenwald nicht und natürlich auch nicht davon, an einem Morgen zwei Vorträge vor 500 Schülern zu halten. Ende April 2010 treffe ich Christina Haverkamp in der Gemeinschaftsschule Nortorf.

Ihr Vortrag ist, wie die Frau selber, beeindruckend. Sie schildert wie sie zur Abenteurerin mit Sinn wurde und ist dabei immer darauf bedacht, besonders die Mädchen zu motivieren.

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Wo küssen absolut tabu ist

Wo Küssen absolut tabu ist

Umweltaktivistin Christina Haverkamp und ihre Abenteuer am Amazonas

Einen besonderen Gast mit einer eindringlichen Botschaft hatte kürzlich die Rother Realschule zu Besuch. Auf Initiative des Nürnberger Vereins „Lebensraum Regenwald“ hielt Christina Haverkamp, die bekannte Umwelt-Aktivistin und unermüdliche Kämpferin für die Rechte der Indianer, einen Vortrag über das naturverbunden Leben des südamerikanischen Yanomami-Stamm.

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