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Jahresbericht 2021

Blumenthal, Januar 2022

 

Liebe Yanomami-Freundinnen und Freunde

Schulvorträge in Frankreich

Schulvorträge in Frankreich

dieses Mal bekommt ihr den Jahresbericht kurz bevor ich in wenigen Tagen für zwei bis drei Monate nach Brasilien reise und mich mit den Yanomami im Amazonasgebiet von Roraima treffe.
Im letzten Jahr konnte ich während der anhaltenden Corona-Pandemie kaum Vorträge an Schulen in Deutschland halten. Alle meine Vorträge, die ich für den Herbst in Bayern organisiert hatte, wurden wegen der hohen Inzidenz abgesagt. Sehr, sehr schade!!!

Dafür konnte ich im Oktober in Frankreich viele Vortäge an Schulen halten, die Anna Ballester in ihrem Wohnort Ecommoy in der Nähe von Le Mans organisiert hatte. Das Interesse der Schüler in Frankreich war sehr groß. Nach den Vorträgen musste ich viele Fragen beantworten. Und das alles auf Französisch! Das war für mich eine große Herausforderung.

Öffentlichkeitsarbeit mit Anna Ballester in Ecommoy

Öffentlichkeitsarbeit mit Anna Ballester in Ecommoy

Anna Ballester hatte eine Yanomami-Ausstellung mit 200 Bildern im Kulturzentrum von Ecommoy vorbereitet. Mit der Presse und lokalem Fernsehen konnten wir auf die Ausstellung und auf die bedrohte Situation der Yanoma- mi im Amazonasgebiet intensiv aufmerksam machen. Zum Abschluss hielten Anna und ich gemeinsam einen Vortrag vor vielen interessierten Zuschauern in der Stadthalle von Ecommoy.

Wegen der Corona-Pandemie konnte ich im letzten Jahr nicht die Yanomami im Amazonasgebiet besuchen. In der Urwaldmetropole Manaus hatte man die Pandemie unterschätzt und nicht unter Kontrolle. Anfang Januar kollabierte das Gesundheitssystem völlig und Manaus wurde zum Corona-Brennpunkt. Viele Patienten starben in den Krankenhäusern auf Intensivstationen, da Sauerstoff-Flaschen für die Behandlungen fehlten.

Versammlungen bei den Yanomami

Treffen der Yanomami vom Rio Marauia

Treffen der Yanomami vom Rio Marauia

Im Oktober 2021 unterstützten wir mit unseremYanomami-Hilfeverein ein großes Treffen der Indigenen am Fluss Marauia. Viele Yanomami aus den verschiedenen Dörfern kamen für einige Tage zusammen, um sich auszutauschen und über die Probleme in ihren Dörfern zu reden und gemeinsam Lösungen zu finden.

Solche Treffen sind sehr wichtig, damit die Yanomami sich als eine große Gruppe verstehen und erkennen, dass sie sich gemeinsam für ihre Rechte einsetzen müssen.

Vor ein paar Monaten wurde Mitgliedern der wissenschaftlichen Stiftung Oswaldo Cruz (Fiocruz) von der FUNAI (staatliche Indianerschutzbehörde) der Zutritt ins Yanomamigebiet verwehrt. Dabei berief sich die Funai auf eine Verordnung vom März 2020, welche vorsieht, dass indigene Gebiete vorerst nur im größten Notfall betreten werden dürfen. Doch Unterernährung, Malaria und Corona verschlechtern die Situation der Yanomami zunehmend.

Eine neue Goldsucherinvasion und Corona bedrohen die Yanomami

Ende letzten Jahres fand das zweite Forum der Yanomami und Ye`kwana Indigenen in Boa Vista statt. Es wurde ein Forderungskatalog erstellt, welcher staatlichen Institutionen und Ministerien überreicht wurde. Gefordert werden unter anderem die regelmäßige medizinische Versorgung durch Ärzte, die sich mit den Traditionen und Lebensweisen der Indigenen auskennen. Ebenso wird eine Wasseruntersuchung der Seen und Flüsse im Yanomamigebiet gefordert, wo Goldsucher arbeiten und zur Goldgewinnung Quecksilber verwenden.

Goldsucher und jetzt auch noch Corona im Yanomami-Gebiet.

Laut ISA ( Sozial-Ökologisches Institut ) wurden weniger als 5 % der Yanomami in Brasilien geimpft. Ein großer Teil der Yanomami vertraut dem Impfstoff nicht. Sie fordern mit noch mehr Nachdruck, dass alle Goldsucher aus ihrem Gebiet herausgeholt werden. Sie zerstören nicht nur den Regenwald, sondern bringen Malaria und jetzt auch noch Corona ins Yanomami-Gebiet. Um uns zu schützen sollen wir uns nun mit einen Impfstoff spritzen lassen, dem wir nicht vertrauen?

Seit Juni letzten Jahres hat die Yanomami-Organisation Hutukara die Beseitigung der Tausenden illegaler Goldsucher gefordert, die auf dem Territorium arbeiten und Überträger der Krankheiten sind. Illegale Bergbaubetriebe sind eine eindeutige Quelle für Covid 19 Infektionen. Die von den Yanomami und Ye`quana gestartete Kampagne unter #MinersOut CovidOut#, die von brasilianischen und internationalen Verbündeten unterstützt wird, hat inzwischen über 410.000 Unterschriften zur Unterstützung des indigenen Kampfes gesammelt.

Yanomami und Ye`quana starten gemeinsam eine Kampagne

Yanomami und Ye`quana starten gemeinsam eine Kampagne

„Wir bitten um dringende Entfernung der Invasoren aus unserem Land. Wir möchten dieses Dokument den brasilianischen Behörden vorlegen. Es ist ein Instrument, um die Probleme mit der Invasion von Goldsuchern, der Kontamination der Umwelt einschließlich unserer Flüsse und der Kontamination durch Krankheiten wie diese Epidemie, die viele Menschen getötet hat, anzuprangern“, sagt Dário Kopenawa Yanomami, Vice-Präsident von Hutukara.

Der Bericht verurteilt nicht nur die derzeitige mangelnde Kontrolle über die Corona-Pandemie im Yanomami-Territorium, sondern zeigt auch auf, wie diese sich im Yanomamigebiet entwickelt hat. Viele Yanomami waren vor dem Ausbruch der Pandemie durch Krankheiten wie Malaria geschwächt, deren Auftreten sich in den letzten fünf Jahren vervierfacht hat! Solche Vorerkrankungen machen sie noch anfälliger für eine weitere Virusinfektion.

Unser Yanomami-Büro in Blumenthal

Im letzten Jahr hat uns unsere langjährige Mitarbeiterin und Buchhalterin Maren Doobe verlassen. Sie erledigte monatlich die Abbuchungen der Beiträge unserer Freundeskreis-Mitglieder. Liebe Maren, vielen Dank für Deine langjährige und zuverlässige Büroarbeit!
Seit einigen Monaten erledigt nun diese Arbeit Eva Piest, eine langjährige Freundin und Lehrerin der Gemeinschaftsschule im Nachbardorf Nortorf.


Danksagung an unseren Yanomami-Freundeskreis und an alle Spender

Maren Doobe verläßt unser Yanomami-Büro

Maren Doobe verläßt unser Yanomami-Büro

Im letzten Jahr gab es leider keine Schüleraktionen oder Benfiz-Veranstaltungen zugunsten der Yanomami. Corona bestimmt seit über zwei Jahren unser Leben. Dass ihr als Mitglieder im Yanomami-Freundeskreis weiterhin die Yanomami unterstützt, dafür bin ich euch sehr dankbar!

Für die Unterstützung unserer Yanomami-Arbeit möchte ich mich auch bei den folgenden Spendern herzlich bedanken:

Stiftung, Betriebe, Theater und Organisationen
Bündnis mit Indianern Südamerikas e.V. aus Eggenfelden
Eneratio Ingenieurbüro GBR aus Hamburg
Kath. Pfarrkirchenstiftung St. Martinus Mehring
Landschaft und Siedlung AG
Lebensraum-Regenwald e.V. von Roland Zeh
Oswald-Stiftung aus Pfarrkirchen
Schauspielhaus Zürich AG
TAC-Verlag Karl Wenning
Wortwechsel Verlag GmbH, Ulrike Steffen

Einzelspender und Unterstützer

Marion und Herbert feierten ihren Geburtstag zugunsten der Yanomami

Marion und Herbert feierten ihren Geburtstag zugunsten der Yanomami

Perihan Atug, Johannes Barthel, Wolfgang Baumüller, Maria Benkert, Kerstin Bensch, Martina Berger, Kathrin Beutin, Dr. Bernd Jürgen und Simone Bundschuh, Richard Borggrewe, Hans Bornefeld, Petra und Jörg Bonin, Friedhilde und Rolf Brandt, Rudolf Brunner, Hartmut Bunjes, Jörg Franz-Josef Danne, Birgit Kuhlmann-Deutz und Joachim Deutz, Andrea Fischer-Bickert, Monika Maria Gernert, Marwin Leon Szmula Gonzalez, Diane Granitz, Christian Griebl, Gerhard Haverkamp, Anna Hegele, Inge Heier, Angelika Heinsen, Jan Henselder, Sinje Kätsch, Stefan Kiehl, Monika Kienass, Karen Knutzen-Mies und Herbert Mies, Henning Köhlert, Bettina Kolm, Andrea Konopka, Christhard Kotte, Dagmar Kuhnhenn, Anna Kühl, Anneliese Lauscher, Maria Ester Gonzalez Losada, Alexander Mater, Christoph Maurer, Matthias Merget, Hermine Mittermeier, Andrea Moser, David Muchau, Kirsten Nehberg, Andreas Niepage, Wolfgang Nottmeier, Dagmar Olsen und Dietmar Volkers, Jens und Anna Otto,Thorsten Pagalies, Markus Pfeifer, Christiane Pieper, Ricarda Quick, Norbert Reis, Manfred und Ingrid Reithofer, Anne-Katrin Roever-Plagmann, Nadjy Python, Gisela Schmieder, Ellen Schröter, Alessandro Rocco Silvestri und Fatima Christina Elisabeth, Dr. Alexander Spaar, Joachim Stachelscheid, Dr. Florian Steiner, Marion Strauss-Barthel und Herbert Barthel, Kerstin Struck, Gabriele Sutor-Krüger, Monika Theissing, Rosario Luz Mendivil Trelles, Cornelia Edith Vettel, Ulrich Wandt, Gundula, Sophie und Thilo Weber, Franz Wetzl, Irina Wiessner, Sabine Willmann, Roger Windrich, Angelika Winkler, Wolfgang Zierke, Beate Ziethen

Mein Plan für 2022
Zunächst möchte ich mich im Februar in Boa Vista mit Davi Kopenawa Yanomami von der Organisation Hutukara treffen, der für seine unermüdliche Arbeit im Jahr 2019 den Alternativen Nobelpreis in Stockholm erhalten hat. Von ihm werde ich ausführliche Informationen über die Situation im Yanomami-Gebiet erhalten. Mit der Yanomami-Hilfe e.V. und einer weiteren Stiftung möchten wir seine politische Arbeit weiterhin unterstützen. Gemeinsam werden wir besprechen, was im Augenblick an Hilfe im Yanomami-Gebiet notwendig und möglich ist.

Seit 30 Jahren verbindet uns eine Freundschaft. Davi Kopenawa und Christina Haverkamp

Seit 30 Jahren verbindet uns eine Freundschaft. Davi Kopenawa und Christina Haverkamp

Ich hoffe, dass wir unsere zweite Krankenstation in Papiu Kayanau komplett renovieren können. Dafür brauche ich einen Holzfäller, zwei Handwerker und die Möglichkeit mit einem Buschflugzeug vom Gesundheitsministerium ins Yanomami-Gebiet nach Papiu zu fliegen.
Ob das in Zeiten von Corona möglich ist, werde ich erst vor Ort in Boa Vista sehen. Solange uns die Pandemie weltweit begleitet, gibt es keine Planungssicherheit. Ich muss mich in Geduld und Gelassenheit üben, was mir sehr schwer fällt! Anbei schicke ich euch eine Rede von Davi Kopenawa mit einem aktuellen Appell.

Vielen Dank für eure treue und großzügige Unterstützung!
Ich freue mich sehr auf das Wiedersehen mit den Yanomami.

Christina Haverkamp

Rede mit Appell von Davi Kopenawa Yanomami

3. Januar 2022

Wir sind sehr besorgt, traurig und wütend. 2021 war ein sehr schlechtes Jahr für die indigenen Völker. Im Yanomami-Land nahmen Xawaras (Krankheiten) und auch die Zahl der Eindringlinge zu. Es gibt mehr als 20.000 Goldsucher, die jeden Tag unsere Gemeinden zerstören, um Gold zu gewinnen und leichtes Geld zu verdienen. Wohin sie auch gehen, hinterlassen sie eine Spur der Zerstörung, der Gewalt, der Drogen, der Prostitution und des Todes.
Im Jahr 2022 wird die Invasion fortgesetzt. Präsident Bolsonaro unternimmt keine Schritte, um die Goldsucher zu vertreiben. Er will sie da nicht rausholen – ganz im Gegenteil!

Davi Kopenawa

Davi Kopenawa

Ich bin ein Schamane und ich bin nicht allein. Nur Schamanen kennen die Vision von der Zukunft Brasiliens und der Welt. Der Tɨtɨri (Geist des Waldes) kommuniziert mit den Schamanen. Wir sind mit dem Land und dem Wald verbunden. Wir alle, Menschen des Planeten, werden leiden, da wir bereits leiden. Unsere Welt, der Planet Erde, ist sehr bedroht.

Tausende Menschen sind bereits an der Krankheit Krukuri sɨkɨ wai (Covid-19) gestorben. Die Nicht-Indigenen in der Stadt denken, dass sie nicht krank werden, aber sie werden es. Umweltverschmutzung bringt die bereits weit verbreitete Xawara in den Wald und ins Meer. Die Welt ist voller Probleme.

Die Stadtbewohner denken, dass der Planet in Ordnung ist, aber tief im Inneren wissen diejenigen von uns, die mit Tɨtɨri sprechen, dass es nicht so ist. Der Planet Erde schreit und bittet um Hilfe, damit der Wald geschützt wird. Die Stadtbewohner können den Hilferuf von Mutter Erde nicht hören.

Wir müssen den Planeten Erde in Ruhe lassen, weil er große Schmerzen hat. Das verlangt er auch von mir und ich sehe und höre dieses Leiden. Ich bin besorgt. Wir wissen nicht, wie wir die Lunge der Erde heilen sollen. Wir haben kein Heilmittel. Wir Yanomami und Nicht-Indigene müssen die Erde gemeinsam heilen. Ich bin eine kleine Ameise, trage meinen Teil bei und kümmere mich um meine Menschen. Das ist meine Rolle.

Deshalb verkünde ich der ganzen Welt, was im Yanomami-Land passiert. Wenn die Eindringlinge nicht entfernt werden, wird das Leiden noch schlimmer! An der Spitze des Apiaú-Flusses, wo es angeblich viel Gold gibt, ist die Heimat meiner Moxihatëtëma-Verwandten, der isolierten Indianer, wie Nicht-Indigene sie nennen. Sie können sich nicht verteidigen. Sie kennen die Goldsucher nicht, sie wissen nicht einmal, dass es Gold gibt. Ich mache mir große Sorgen um sie. Sesai, die Gesundheitsbehörde für indigene Völker, kümmert sich nicht um die Yanomami und Ye’kwana. Deshalb bin ich hixiu (wütend).

In Homoxi ist die Situation schlecht und wird immer schlimmer. Dort wurde bereits 1986 und 1991 Goldabbau betrieben, jetzt ist er noch stärker zurückgekommen. In Xitei haben die Goldsucher viel abgeholzt, laut Experten hat die Abholzung zwischen Dezember 2020 und September dieses Jahres um 1000 % zugenommen.
Jeder, der illegal Gold kauft, ist auch ein Goldschürfer. Die Besitzer der Geschäfte, die Gold kaufen und verkaufen, sind ebenfalls in dieses Verbrechen verwickelt. Flugzeugbesitzer und Piloten sind Kriminelle. Es ist ein Verbrechen, im Land der Yanomami und in allen anderen indigenen Gebieten Brasiliens Bergbau zu betreiben! Warum wird Artikel 231 der Verfassung, der für nicht-indigene Völker geschaffen wurde, nicht angewandt? Warum lassen die Behörden die Yanomami sterben?

Um das Jahr 2022 herum werde ich nur diejenigen beraten, die indigene Völker unterstützen. Ich werde die Regierung , die indigene Völker tötet, nicht beraten. Ich werde die kämpfenden Verwandten beraten, wie die Kayapó, Xavante, Tucano, Macuxi, Wapichana, Wamiri-Atroari, Munduruku, Ye’kwana und Yanomami – die Freunde der Waldvölker.
Lassen Sie uns gemeinsam weitergehen, gemeinsam kämpfen, bis Präsident Bolsonaro die Macht verlässt. Ich werde abwarten, ob sich Ende des Jahres nach den nächsten Wahlen ein anderer Präsident um den Wald und Brasilien kümmert. Ich bin immer misstrauisch. Ich kenne bereits den Weg der Zivilisation. Aber ich werde weiterhin um Unterstützung bitten, um zu versuchen, unsere Natur, unsere Mutter Erde, zu retten.

Dankeschön für eure weitere Unterstützung

Dankeschön für eure weitere Unterstützung

Yanomami-Hilfe e.V., Hökerberg 1, 24241 Blumenthal, Telefon 0 43 47 – 70 81 34
E-Mail: office[at]yanomami-hilfe.de, Internet: www.yanomami-hilfe.de
Sparkasse Mittelholstein, IBAN DE 08 2145 0000 0003 3882 28

Christina Haverkamp – Durch ihre Adern fließt Indianerblut

lebensart, Januar 2009
von Dieter Hanisch

Durch ihre Adern fließt Indianerblut

Durch ihre Adern fließt Indianerblut

Vor den Toren von Kiel ist eine Frau zu Hause, die für die Existenz eines der letzten noch ursprünglich lebenden Naturvölker dieser Erde kämpft. Seit ihrer ersten Begegnung mit den Yanomami vor 20 Jahren hat Christina Haverkamp kontinuierlich Kontakt mit den Indianern in Südamerika gehalten. Inzwischen pendelt sie Jahr für Jahr zwischen Deutschland und der Amazonasregion und wirbt darüber hinaus noch mit Vorträgen in anderen Ländern Europas oder wie kürzlich in den USA an der Harvard-Universität in Boston für ihr Anliegen.

Seit nunmehr drei Jahrzehnten wird durch rücksichtslosen Raubbau an der Natur der Lebensraum der Indianer zunehmend zerstört. Das Goldsucherfieber ist wie ein Fluch über die dort lebenden Ureinwohner gekommen. Haverkamp hat sich mit ihrem Engagement zu einer Anwältin für die bedrohten Indianer gemacht, und diese haben der 50-Jährigen auf besondere Art ihren Dank und ihre Hochachtung spüren lassen. Wie kaum eine andere fremde Frau wurde die Pädagogin im Kreis der Yanomami aufgenommen. Jedes Wiedersehen ist ein festliches Ereignis, bei dem Haverkamp wie ein Familienmitglied begrüßt wird. Die Indianer haben die ausgebildete Sport- und Mathematiklehrerin in ihr Herz geschlossen und ihr den Namen Kohiba – harte Bohne – verpasst, um auf ihre unerschrockene Hartnäckigkeit und Beharrlichkeit zu verweisen.

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Die „harte Bohne“ aus dem Norden

Neues Deutschland, Sozialistische Tageszeitung Dienstag
24. November 2008

Die Kielerin Christina Haverkamp kämpft seit fast zwei Jahrzehnten für die Rechte der Ureinwohner des Amazonas. Als Botschafterin für Menschenrechte pendelt sie dabei nicht nur räumlich zwischen zwei Kontinenten.

Von Dieter Hanisch

Vor den Toren von Kiel ist eine Frau zu Hause, die es sich zum Ziel gesetzt hat, für die Existenz eines der letzten noch weitgehend ursprünglich lebenden Naturvölker dieser Erde zu kämpfen. Seit ihrer ersten Begegnung mit den Yanomami vor knapp 20 Jahren hat Christina Haverkamp kontinuierlich Kontakt mit den Indianern des südamerikanischen Urwalds gehalten. Inzwischen pendelt sie Jahr für Jahr zwischen Deutschland und der Amazonasregion.

Seit nunmehr drei Jahrzehnten wird durch rücksichtslosen Raubbau an der Natur der Lebensraum der Indianer immer weiter zerstört. Das Goldsucherfieber am Amazonas ist wie ein Fluch über die dort lebenden Ureinwohner gekommen. Haverkamp hat sich mit ihrem Engagement zu einer Anwältin für die bedrohten Indianer gemacht, und diese haben die 50-Jährige auf eine ganz besondere Art und Weise ihren Dank und ihre Hochachtung spüren lassen. Wie kaum eine andere fremde Frau wurde die Pädagogin im Kreis der Yanomami aufgenommen. Jedes jährliche Wiedersehen ist mittlerweile zu einem festlichen Ereignis geworden, bei dem Haverkamp wie ein Familienmitglied begrüßt und behandelt wird. Die Indianer haben sie in ihr Herz geschlossen und ihr liebevoll den Namen Kohiba – harte Bohne – verpasst, um auf ihre unerschrockene Hartnäckigkeit und Beharrlichkeit zu verweisen.

Täglicher Kampf ums Überleben

Die Yanomami befinden sich in einem täglichen Überlebenskampf. Die Jagd muss stets genug für die Mahlzeiten abwerfen, was aber immer seltener gelingt. Die Goldsucher, Minenkonzerne, Ölgesellschaften, Großgrundbesitzer und Holzindustrie greifen immer mehr ins einst so intakte Ökosystem ein, beanspruchen Grund und Boden für ihre Interessen und schrecken vor nichts zurück, ja gehen buchstäblich über Leichen wie im Herbst 1993, als Garimpeiros ein blutiges Massaker an den Yanomami verübten. Selbst die Deklaration eines Schutzreservates durch die Regierung hat die goldgierigen Eroberer lange Zeit nicht zurückgehalten. Mit der systematischen Inbesitznahme des Regenwaldes und damit des Indianer-Lebensraumes haben auch Krankheiten und Seuchen Einzug gehalten, denen sich die Yanomami meist hilflos ausgesetzt sehen.

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Flossfahrt für Menschenrechte

Christina Haverkamp hielt in der Grundschule Uchte einen Vortrag über die Yanomami-Indianer. In der Nienburger Zeitung „Die Harke“ wurde am 18. Oktober ein Artikel von einigen Schülerinnen und Schülern veröffentlicht.

Ein Bericht von Sarah Barg, Lasse Bohm, Svenja Binder, Johanna Kammann, Franziska Kruse, Raphael Kruse, Felix Lohstroh, Hannah Quest, Marcel Siedenberg und Antonia Tegtmeier.

Flossfahrt für Menschenrechte

Flossfahrt für Menschenrechte

Christina Haverkamp ist zusammen mit Rüdiger Nehberg auf einem Bambusfloß von Afrika nach Brasilien gesegelt, weil sie auf die Unterdrückung der Indianer in Amerika aufmerksam machen wollte.

Sie versucht den Yanomami zu helfen. Der Regenwald in ihrem Gebiet wird duch Goldgräber zerstört. Zuerst fällen sie Bäume, um eine Landepiste zu bauen. Den goldhaltigen Boden spülen sie aus und sieben ihn auf der Suche nach Gold aus. Um das Gold herauszuholen, vermischen sie es mit Quecksilber. Wenn das Gold geschmolzen wird, verdampft das giftige Quecksilber in der Luft. Beim nächsten Regen kommt es wieder herunter und vergiftet die Flüsse. Wenn die Yanomami davon trinken, werden sie vergiftet. Sie bekommen Haarausfall und sterben.

Die Goldgräber töten Yanomami und brennen ihre Häuser (Malokas) ab, weil sie ihr Land haben wollen. Im zerstörten Regenwald entstehen durch den Goldabbau überall Teiche, die eine perfekte Brutstätte für die Malariamücke sind. Davon werden viele Indianer und Goldgräber krank.

Christina Haverkamp baut kleine Krankenstationen und bringt den Yanomami bei, wie sie die Krankheit erkennen können und wie man mit den Medikamenten umgeht.

Wenn die Yanomami krank werden, gehen sie aber immer zuerst zum Medizinmann. Wenn er nicht helfen kann, gehen sie ins Indianerkrankenhaus.

Wenn ein Yanomami stirbt, wird er verbrannt und sie machen ein Totenfest. Die Asche wird mit Bananenbrei vermischt und von allen getrunken. Ihr Glaube sagt, dass der Verstorbene in ihren Körpern weiterlebt.

Das Leben im Urwald ist auch ziemlich gefährlich, z.B. gibt es Insekten, die ihre Eier auf der Haut von Menschen legen. Dann muss man die Larven aus der Haut herausschneiden. Wenn jemand von einer Schlange gebissen wird, kann es sein, dass der Fuß abgehackt werden muss, weil man kein Gegengift hat. Christina Haverkamp baut auch Schulen für die Indianer, damit sie Lesen, Schreiben und Portugiesisch lernen. Dann können sie sich besser für ihre Rechte einsetzen.

Es war ein spannender Vortrag. Manchmal war er auch schrecklich traurig.